Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
425
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§25

Lhronologie der römischen Laiserzeit. (soo n. Ehr.

I. Frühe Aaiserzeit. l. Zahrh.

(vom Beginn unserer Zeitrechnung bis zur Anlegung des Limes.)

II. Mittlere Aaiserzeit. 2. Zahrh.

(Bis zu den Markomannenkriegen und zur Zerstörung des Limes. Einsetzen des ersten ^Aulturstromes vom Schwarzen Meere.)

III. Späte Aaiserzeit. 2. und §. Zahrh.

(Bis zum Untergange des römischen Reiches.)

IV. Völkerwanderung. 5. und 6. Zahrh.

Z. Entwicklung der Augenfibel.

sämtliche germanische Fibeln der Römerzeit (vgl. Taf. XIV, 6(8) haben sich aus La-Ttzne-Fibeln entwickelt. Die Entwicklungsreihen der kaiserzeitlichen Typen schließen sich lückenlos an die Formen der La-Tsne-Zeit an. Wir haben gesehen, daß der Nadel­halter am Ende der La-Ttzne-Zeit meist noch nicht ganz geschlossen, vielmehr entweder durchlöchert oder gitterartig durchbrochen war. Um die Wende unserer Zeitrechnung ist der Nadelhalter bereits gefüllt, und nun vollzieht sich die Entwicklung an anderen Teilen der Fibel. Line der eigenartigsten Fibeln der Aaiserzeit ist die Augenfibel. Sie ist ger­manischen Ursprungs und hat sich aus einer Spät-La-Ttzne-Fibel entwickelt, von der wir bisher nur vier Exemplare kennen. Eines dieser Stücke besitzt das Märkische Museum. Es lag in dem Mäandergefäß von Buchow, Ar. Vst-Havelland, und trägt am Aopfe eine Verbreiterung, die sicher die Bedeutung einer Stützplatte hatte und sich bogenförmig nach außen windet (Täf. XIII, (2). Sobald der Bogen beinahe geschlossen ist, macht die Verzierung den Eindruck zweier Augen, und daher hat die Fibel ihren Namen erhalten.

Die ältesten Formen der voll entwickelten Augenfibeln (Taf. XIV, 6) haben noch offene Schlitze; nach und nach schließt sich der Schlitz, nachdem sich zuerst ganz dünne Stege gebildet haben. Die zweite Entwicklungsstufe hat als Augen nicht mehr Schlitze, son­dern Löcher; bald verschwinden auch diese, und die Augen sind nun nur noch schwache, oft umränderte Vertiefungen ; zuletzt fehlen die Augen ganz, und man erkennt nur noch an der gesamten Form den Tharakter der Fibel.

Aus sicheren Funden in römischen Lagern läßt sich die Augenfibel genau datieren. Die ganze Entwicklung hat sich in den ersten fünf Jahrzehnten unserer Zeitrechnung voll­zogen. Damit ist uns ein sicherer tsrminus post cxueiu gegeben. Und da sämtliche Entwicklungsstufen der Augenfibel in der Mark genau so Vorkommen wie im Westen Deutschlands, so dürfte auch in der Zeitstellung kein besonders großer Unterschied vor­handen sein. Zn rein römischen Ländern tritt die Augenfibel nicht auf; sie ist also nicht römisch. Wenn sie in römischen Lagern gefunden wurde, so erklärt sich das daraus, daß im römischen Heere germanische Arieger in großer Zahl als Hilfstruppen Verwendung fanden.