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sonders ist das aber notwendig, wenn das Material durch säst unzählige Sammlungen und Zeitschriften zerstreut ist.
Die Nachprüfung einer Nossinnaschen Arbeit würde mindestens gerade so viel Zeit erfordern, wie der Verfasser selber nötig gehabt hat, um zu seinen Schlüssen zu gelangen; Arbeitsteilung ist doch aber wohl ein Grundprinzip der Wissenschaft.
Der empfindlichste, im Material selber liegende Mangel besteht darin, daß natürlich nicht alles, was die Bevölkerung in vorgeschichtlicher Zeit besaß, auf uns gekommen ist und daß selbst das, was erhalten blieb, noch bei weitem nicht alles gehoben wurde. Aus Wohnstätten, die für unsere Anschauungen über das Leben der Vorzeit und für die Beurteilung der Bevölkerungsdichtigkeit eines Landes in einer bestimmten Zeit am wichtigsten sind, wissen wir noch recht wenig. Aber auch die Gräber sind durchaus noch nicht in allen Land-
Abb. 25 Z. Lisenaxt. ^/s. Mark. Mus. II. 6045 ,. Vetschau, Kr. Lalau. Späte Kaiserzeit.
Abb. 254. Eiserne Axt mit Silbereinlage. Das verzogene Bild eines gehörnten Tieres oder eines Hirsches zeigt noch Spuren von Goldglanz. Gubener progr. 1885 5. 2s. Späte Kaiserzeit.
schäften gleichmäßig eingehend erforscht, so daß unsere Kenntnis der einzelnen Gegenden nicht selten abhängig ist von dem zufälligen Umstande, ob genügend interessierte Lokalforscher vorhanden waren oder nicht. Und das in Museen und Sammlungen aufgespeicherte Material ist nicht einmal immer zuverlässig: es muß in federn Falle auf die Art seiner Hebung hin genau untersucht werden. Wenn man nur den Fundort in Frage zieht, geht man noch einigermaßen sicher, bei den sonstigen Fundverhältnissen wird die Schwierigkeit schon bei weitem größer, und es ist da für den einzelnen fast unmöglich, das gesamte Material auf seine Zuverlässigkeit hin zu prüfen.
Die Schwierigkeit der Prüfung und die Unvollständigkeit des Materials machen jeden Forscher abhängig von dem jeweiligen Stande der allgemeinen Vorgeschichtsforschung und den Fortschritten der Ausgrabungstätigkeit. So hat Aossinna sich gezwungen gesehen, seine Ansichten namentlich über die ethnologischen Zusammenhänge der ältesten Zeiten mehrfach zu wechseln. Das hat natürlich nicht gerade das Vertrauen