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zeit aufhebt oder im Vorübergehen wendische Scherben sammelt. Die über die ganze Mark zerstreuten Burgwälle, von denen alljährlich eine ganze Reihe durch den Ackerbau gefährdet oder gar zerstört wird, müssen als Denkmäler der Vorzeit gesetzlich geschützt und, wenn sie nicht länger zu erhalten sind, systematisch untersucht werden. Was mit sachgemäßer Forschung zu erreichen ist, das hat die erste gründliche Untersuchung eines märkischen Burgwalls, die der Römerschanze bei Potsdam, bewiesen?)
Alles, was wir von der wendischen Kultur wissen und kennen, trägt den Stempel der Armseligkeit an der Stirn und zeugt nur dafür, wie jäh der Absturz von der germanischen Kultur der Völkerwanderung zur wendischen herab gewesen ist. Wertvolles haben die Wenden aus der östlichen Heimat kaum mitgebracht, und auch die Berührung mit den Kulturländern des Westens und des
Abb. 258 . Karolingisches Gefäß von Lriewen bei Schwedt a. B. Mitt. d. Uckerm. Mus. u. Gesch.-Ver. I.
Abb. 259. Wendischer Scherben mit senkrecht laufender Wellenlinie. Aus einem Grundriß der slawischen Ansiedlung bei Hasenselde, Kr. Lebus. Mark. Mus. ^/is.
Ostens haben keinen Aufschwung veranlaßt, wenn auch einige Erinnerungen an diese Beziehungen nicht ganz zu verkennen sind. Schönheitssinn kann kaum vorhanden gewesen sein. Wer den Gegensatz zu früheren Zeiten recht erkennen will, vergleiche nur einmal die wendischen Töpfe mit den germanischen Mäandergesäßen, mit den Buckelgefäßen der Lausitzer Kultur oder mit den um mindestens drei Jahrtausende älteren Gesäßen aus der Steinzeit. Bronze fehlt fast ganz; dagegen treten Knochengeräte wieder in großer Fülle auf. Nach den Berichten der mittelalterlichen Schriftsteller sollen die Wenden auf dem Gebiete der Holzschnitzerei etwas geleistet haben?) Davon ist naturgemäß wenig erhalten. Was wir aber besitzen, flößt uns nicht gerade besondere Hochachtung ein. Ob aber die Kulturgüter der Wenden schön waren oder nicht, ist schließlich Nebensache. Die Wissenschaft hat die Aufgabe festzustellen, welche Typen und Formen den Wenden bekannt gewesen sind (Tas. X VII).
i) Auch auf diesem Gebiete hat in allerletzter Zeit die Forschung erfolgreich eingesetzt, während der Korrektur erfahre ich von der sorgfältigen und erfolgreichen Untersuchung des Burgwalles bei Fergitz, Uckermark, durch v. d. Hagen sMannus III, S. ?ss, des Burgwalles bei Lossow, Kr. Lebus durch Agahd und der alten slawischen Burg in Potsdam.
H Weigel: Bildwerke aus altslawischer Zeit. Archiv f. Anthropol. XX, t, 2. — vgl. Das „Götzenbild" von Alt-Friesack. Mus. f. völkerkd. Berlin.