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5. Die Reramik.
In einer Beziehung weisen die wendischen Tongefäße im Gegensätze zu allen bisherigen keramischen Arbeiten der märkischen Vorzeit einen Fortschritt auf. Sin großer Teil von ihnen ist auf der Drehscheibe gearbeitet. Vor ihrem Sinrücken in die Mark scheinen die Menden die Töpferscheibe nicht gekannt zu haben. Mahrscheinlick verdankten sie diesen Fortschrit in der Technik ihren westlichen Nachbarn. Der Ton der wendischen Gefäße ist meist grau oder gelblichgrau, teils gut geschlemmt, teils aber auch mit Steingrus gemischt. Gebrannt wurden die Gefäße im allgemeinen sorgfältiger als in früheren Zeiten, so daß sie beim Anschlägen einen klingenden Ton ergeben.
Die Formen sind wenig reichhaltig. Fast ausschließlich finden sich Töpfe mit verhältnismäßig weiter Mündung und Schalen mit engem Bodenteil und weitem Durchmesser am Rande.
Merkwürdig ist, daß die wendischen Tongefäße fast ausnahmslos keine Henkel haben, während doch die älteren Gefäße der märkischen Vorzeit — sowohl aus der Sisen- wie auch der Bronzezeit — häufig mit Henkeln versehen sind, und selbst die Steinzeitgefäße schon recht oft Henkel tragen. Auch der Standring, der dem Gefäß erst den sicheren halt gibt, ist wenig bekannt (Taf. XVIII, 7).
Der Boden der jüngsten Gefäße ist häufig mit einem Stempel oder einer Marke versehen; diese Marke sollte wohl den Besitzer oder den Fabrikanten oder vielleicht beide in einer Person kennzeichnen. Die übrigen Verzierungen der wendischen Keramik sind roh und mit so geringer Sorgfalt und Geschicklichkeit eingeritzt, daß man an dieser Art der Verzierung allein schon mit unbedingter Sicherheit ein wendisches Gefäß erkennen kann. Striche, Linien und Punkte sind mehr oder weniger tief eingeritzt und zu einfachen Mustern zusammengestellt. Sines der am häufigsten auftretenden Ornamente ist die einfache oder mit einem mehrzinkigen Instrument hergestellte drei-, vier-, fünf- oder mehrfache Wellenlinie, die das Gefäß in horizontalen Gruppen umzieht oder durch horizontal- und Vertikalbänder ein Gitter- oder Flechtwerk herstellt, das — wenig geschmackvoll — das slawische Handwerk charakterisiert und ganz allein schon den ungeheuren Abstand Mischen der Mendenkultur und den zum Teil prachtvollen Arbeiten der früheren Zeiten zu illustrieren imstande ist (Taf. XVIII).
Abb. 2SZ. Bodenverzierungen der späten Wendenzeit.
Nach dem Manuskript von Voigt.
<Z. Die Burgwälle.
Die Burgwallfrage ist eine der am häufigsten erörterten und zugleich brennendsten Fragen der märkischen Vorgeschichte?) Fast über die ganze Mark sind die Burgwälle,
') R. Behla: Die Rundwälle im östlichen Deutschland Z888.