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„Schwedenschanzen", „Römerschanzen", „Räuberwälle" oder wie sie sonst noch von der Bevölkerung genannt werden, verbreitet, in dem einen Areise dichter, in dem anderen weniger zahlreich vorhanden; hier mehr beachtet und sorgfältig beobachtet, dort kaum einmal genannt und vielleicht noch nie Gegenstand ernster Forschung gewesen?)
Eine der wichtigsten Fragen, die sich an diese Wälle knüpft, ist die nach der Zeit ihrer Benutzung. Auch hier haben sich die Tongefäßreste und die übrigen Altertümer in ihrer Bedeutung für die Thronologie bewährt. Alle Hypothesen und Vermutungen, die nicht von diesem einzig realen Boden ausgingen, hingen völlig in der Luft und haben sich als vollkommen unhaltbar erwiesen. Historische Notizen über märkische Burgwälle besitzen wir überhaupt nicht. Alles, was von strategischen oder sonstigen Gesichtspunkten aus über die Burgwälle gefabelt worden ist, hat die Forschung nicht um einen Schritt weiter gebracht. Erst seitdem man auf Tongefäße und sonstige Altertümer achtete, kam man zu greifbaren und brauchbaren Resultaten. Seitdem weiß man, daß die märkischen „Burgwälle" zum Teil schon während der Bronzezeit angelegt worden sind und zum Teil sowohl von der vorslawischen wie der slawischen Bevölkerung besetzt und besiedelt waren. Teils wurden sie erst in slawischer Zeit gegründet, nicht selten aber auch noch in späteren Jahrhunderten verwendet. Sowohl mittelalterliche Burgen und Schlösser als auch christliche Airchen erbaute man auf alten Burgwällen.
Aber die Bedeutung der slawischen Burgwälle konnte bisher keine rechte Einigung erzielt werden. Immer und immer wieder drehte sich der Streit darum, ob die Burgwälle Aultstätten,Zufluchtsplätze,Wohnanlagen oder Befestigungs- bauten gewesen seien. Für die Theorie, daß die Burgwälle Gpferstätten oder Tempelanlagen waren, ließ sich manches anführen. Einmal haften an der Burgwallstätte nicht selten Namen wie „Heiliges Land" oder „Gpferherd". Weiter aber sprach die Tatsache, daß auf Burgwällen häufig christliche Airchen errichtet wurden, für die auch im Mittel- alter vielfach beliebte und geübte Anknüpfung an altheidnische Überlieferung. Gft sind die Anlagen verhältnismäßig klein und erscheinen als Befestigungen und auch als Zufluchtsplätze gar zu unbedeutend und zu wenig umfangreich; teilweise wären sie allein durch ihre Lage in unzugänglichen Sümpfen auch ohne Wall und Graben geradezu unangreifbar gewesen, so daß letztere — der Graben fehlt auch nicht selten — mehr als Bannkreis des geheiligten Bezirkes denn als Festungswerke gelten konnten.
Andererseits zeigt der Umstand, daß die Burgwälle fast ausschließlich an schwer zugänglichen Plätzen angelegt wurden, und daß man sie mit Wall und Graben umzog, für ihre Verwendung als Befestigungen und Zufluchtsstätten. Mit den mittelalterlichen Burgen stimmen sie insofern überein, als man auch bei ihnen Wasser- oder Sumpf- und Höhenanlagen unterscheiden muß. Aller Wahrscheinlichkeit nach haben die Burgwälle wohl allen genannten Zwecken gemeinsam gedient. In erster Linie werden sie größere oder kleinere Festungen gewesen sein, die wir uns zugleich als Sitz eines Häuptlings oder Fürsten oder seines Stellvertreters zu denken haben. Es lag nahe, an diesen so besonders gesicherten und dauernd unter dem Schutze des Häuptlings und seiner kriegerischen Umgebung stehenden Plätzen auch die Heiligtümer und Götzenbilder zu verwahren, und in
*) L. Söhne!: Die Rundwälle der Niederlausitz l886. — M. Bartelt u. R. tvaase: Burgwälle des Ruxpiner Kreises. Iglo.