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Durch Friedels Beobachtungen war bereits die sehr wesentliche Tatsache festgestellt, daß es sich um eine zweimalige Besiedelung des Burgwalles handelte, um eine in vorwendischer und eine in wendischer Zeit. Weiter wußte man aber nichts.
Die „Römerschanze" ist ein 20 in über den Spiegel des Lehnitzsees emporragender, rings von Wasser und Sumpf umgürteter Burgwall.
Prof. vr. Schuchhardt ist es gelungen, uns über die Anlage des Walles, der Gräben und der Tore dieser Burg volle Klarheit zu verschaffen. Der WalIdau war ursprünglich eine etwa 3Z4 m starke und 6 in hohe Erdmauer, die an der vorder- und Rückseite durch eine Bohlenwand gestützt wurde. Beide Wände waren durch Riegelhölzer verankert. Die Holzwände sind durch Feuer zerstört worden, verkohlte Reste der Holzwand und der Riegelhölzer sind in dem nach der Zerstörung der Wände zusammengesunkenen Wall beobachtet worden. Auch die Pfostenlöcher, in denen die starken Wandpfosten standen, haben sich Nachweisen lassen.
Durch den Wall führten einst drei Torein das Innere. Sie sind schon kenntlich an den Erdbrücken, die man an den Toren stehen gelassen hatte, während sich an den
Das Innere der Römerschanze wurde nicht etwa nur in Zeiten der Not als Zufluchtsstätte ausgesucht, sondern es war mindestens auf längere Zeit bewohnt, von der wendischen Besiedlung erfahren wir durch Häuser, Herd-, Abfall- und Kellergruben, die slawische Scherben und slawische Werkzeuge enthielten. Die slawischen Häuser der Römerschanze scheinen auf Schwellen erbaut worden zu sein, die als Träger der Wände auf der Erde lagen, nur das Dach war allem Anscheine nach durch einige Pfosten gestützt. Eines der Häuser zeigte ein Rechteck von 4s,6:3,5 m und einen gepflasterten Fußboden. In einer der größten Abfallgruben fand man neben Kohle, Holzresten, Scherben auch Fischschuppen, Fischgräten und einzelne Tierknochen. Die Wenden haben übrigens nach Schuchardts Ansicht nur den Teil unmittelbar am Wall bewohnt. Die Ausgrabungen haben endgültig erwiesen, daß die Römerschanze nicht etwa nur eine Kultusoder Zufluchtsstätte gewesen ist, sondern ein planvoll angelegtes und dauernd besetztes Befestigungswerk.
Nachdem die wendischen Burgen im Kampfe mit den wieder einrückenden Deutschen, die ihre alte Heimat zurückeroberten, gefallen waren, hatten sie keine Bedeutung mehr. In den erbitterten Kämpfen zwischen Deutschtum und Wendenherrschast werden
Abb. 26Z. Kleiner Burgwall bei Raduhn, Kr. Königsberg.
Nach einer Zeichnung von Voigt. Mr
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übrigen Stellen an der Innenseite des Walles eine Mulde hinzog, aus der das Material zur Aufschüttung des Walles entnommen war. Aber auch die Pfostenlöcher des Torbaues sind gefunden worden. Sie beweisen, daß man die Torwangen durch Pfosten und Bohlen befestigte. Selbst Stücke von Bohlen waren noch vorhanden. Das Tor ist ein Hallentor mit Durchteilung in der Mitte gewesen, also eine feste und zur Verteidigung ausgezeichnet geeignete Anlage. Außerdem schützten zwei Gräben die Landseiten des Walles.