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des Wendentums wird gebrochen und die slawische Bevölkerung nach und nach verdrängt oder wenigstens von germanischen Elementen durchsetzt. Der Prozeß vollzog sich ganz allmählich und in den einzelnen Landesteilen zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenem Grade. Die Untersuchung der Entwicklungsstadien dieser Wiedereroberung der märkischen Landschaft durch das Deutschtum ist Gegenstand der historischen Forschung. Die Quellen fließen für die ersten Jahrhunderte der neuen deutschen Herrschaft überaus spärlich. Ganze Gebiete der wissenschaftlichen Erforschung märkischer Frühzeit liegen noch im Dunkeln. Uber die Gründung neuer und die den veränderten politischen Verhältnissen entsprechende Umwandlung alter märkischer Dörfer wissen wir wenig?) Was aus der heutigen Dorfanlage, aus Flur- und Ortsnamen erschlossen werden konnte, ergänzt bis zu einem gewissen Grade das Bild, das wir aus Urkunden und einzelnen Berichten gewinnen können, aber cs bleiben doch noch große Lücken, um volle Ularbeit zu schaffen. Hier muß die Vorgeschichte mit ihrer in der Nachforschung geübten und erprobten Methode eintreten, und hier wird die Vorgeschichtsforschung auch am allerbesten beweisen, welche Bedeutung sie für die Geschichte, namentlich für die Frühgeschichte haben kann.
Die hervorragendsten Denkmäler des frühesten märkischen Mittelalters sind die Uirchen. Die Uunstgeschichte hat sich von jeher liebevoll mit ihnen beschäftigt. Für die Frühzeit der Mark sind namentlich die alten Feldsteinkirchen typisch. Die besonders von Westdeutschland, aber auch von Meißen her betriebene Mission stand unter dem Einflüsse des romanischen Stils, der aber gerade damals vom gotischen abgelöst wurde. Gotisches Maßwerk, gotische Türmchen und Giebel schmücken die Backsteinkirchen und -tore altmärkischer Städte und Dörfer.
Auf dem Gebiete der äußeren Uultur erfolgte die Umwandlung weniger plötzlich. Von den durch christliche Uirchen ersetzten wendischen Tempeln wissen wir nichts. Weit besser können wir die Spuren wendischer Verzierungs- und Arbeitsweise in der Töpferei verfolgen.
Den Fortschritt der slawischen Ueramik gegenüber der vorslawischen erkannten wir in erster Linie in der Verwendung der Töpferscheibe. Die Ornamentik der Wenden ließ dagegen an Roheit nichts zu wünschen übrig. Der Ton wurde nicht sorgfältig geschlemmt. Er enthält noch viele kleine Steinchen. Was an Fortschritten zu verzeichnen war, das mußten wir den Einflüssen westdeutscher Töpferarbeit zuschreiben. Merowingische wie karolingische Ueramik sind also schon in wendischer Zeit maßgebend gewesen. Mit dem Einbruch der Deutschen in der Askanierzeit gewinnen die Vorbilder neue Gewalt. Die ganze westdeutsche frühmittelalterliche Ueramik war ja auf dem Boden der karolingischen erwachsen. Um so stärker mußte die Einwirkung dieser Uultur auf märkischem Boden sich bemerkbar machen, als sie zum zweiten Male und zwar im Gefolge politischer Eroberung in unsere Gegenden drang.
Im Laufe der Zeit und infolge weiterer Untersuchungen werden sich für die Übergänge von der wendischen zur frühmittelalterlichen Ueramik immer neue Beispiele Nachweisen lassen.
ft N). Spatz: Landeskunde II S. 222 ff.