Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
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In allerletzter Zeit erwarb das Märkische Museum vom Ziegelberge bei Drossen zwei Gefäße, die dem Typus der Frühzeit angehören. Mit ihnen zusammen wurden aber mehrere Gefäßreste gefunden, die teils das der karolingischen Keramik eigen­tümliche Ornament der Vierecke, teils die rein wendische Wellenlinie aufweisen. Alle haben dagegen die für frühmittelalterliche Gefäße so bezeichnenden parallelfurchen und unter­scheiden sich von der wendischen Töpferware durch den sorgfältig geschlemmten Ton und den scharfen Brand, der den Gefäßen klingende Härte gab.

Z. Der Pfahlbau von Lübbinchen, Rr. Guben.

Nördlich vom Dorfe stieß man in einer von Osten nach Westen sich hinziehenden Ginsenkung an einer Stelle, die früher noch vom Lübbinchener See bedeckt wurde, auf Reste von Pfahlbauten. Mit dem Lande war dieser Bau durch einen Knüppel­damm aus Rollhölzern verbunden, die auf den morastigen Boden gelegt waren. Der Pfahlbau selbst bestand aus gut behauenen pfählen und Balken. Letztere hatte man, wie beim Blockhaus, übereinander gelegt und die Balken der einzelnen Wände rechtwinklig mittels einesSchwalbenschwanzes" miteinander verbunden. Der Raum war viereckig und es scheint auch eine Vorhalle vorhanden gewesen zu sein. Tine Seite des Hauses war ohne Vorhalle 3 m lang. Leider sind auch hier die Unter­suchungen nicht so gründlich gewesen, wie man es wünschen möchte?)

Innerhalb des bloßgelegten Hausraumes lagen Tierknochen in großer Menge, etwa 50 Gesäßreste, Lehmbrocken und verschiedene Geräte?)

Nach den Gefäßresten gehört diese noch am besten untersuchte Pfahlhütte dem frühesten märkischen Mittelalter an. In unmittelbarer Nähe sollen noch zwei andere Hütten gestanden haben. Nach einigen Berichten scheint der Unterbau aus einem Pack­werk von Holz und Steinen hergestellt worden zu sein. Etwa 20 Minuten von dem frühmittelalterlichen Pfahlbau entfernt wurden Reste aus wendischer Zeit angetroffen.

4. Ein Bauernhaus aus dem IZ.14. Jahrhundert. (Taf. XIX.)

Die ältesten Bauernhäuser, die heute noch bewohnt werden, reichen zurück bis ins s6. oder 17., allenfalls ins 1,5. Jahrhundert. Um diese Zeit unterschieden sich die Bauernhäuser nicht allzusehr von den heutigen, soweit städtische Bauweise die der Bauernhäuser nicht beeinflußt und vielfach verdorben hat. Diese Tatsache ist der beste Beweis dafür, wie lange sich der alte Typus erhält, wie wenig neue Elemente beim Bauen dieser Häuser hinzugekommen sind.

Auf einem jetzt unbebauten Gartengrundstück an der Dorfstraße von Niedergörsdorf, Kr. Jüterbog-Luckenwalde, waren vom Besitzer beim Auf werfen von Kartoffelmieten geschwärzte Steine beobachtet worden. Der erste Besuch schon

0 Im Sammelkasten des Mark. Mus. liegt ein Bericht, der von 0. Ientsch herrührt. Es ist nur zu bedauern, daß dieser gute Beobachter sich gar zu viel auf die Aussage des Besitzers stützen mußte, der die Ausgrabung schon einen Tag vorher vorgenommen hatte.

') ks. Ientsch: Gubener progr. <886, S. 22 ff.