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Moses Mendelssohn und die Aufgabe der Philosophie / von Heinrich Kornfeld
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Eine mittelalterliche Legende erzählt, dafs der Teufel Denen, welche sich ihm preisgaben, den ausbedungenen Lohn in Goldstücken zahlte, die sich bei der ersten Berührung in dürre Blätter verwandelten. Es ist, als ob die verklärte Seele des Denkers das Gegenteil zu schaffen vermöchte: welke Blätter sind es nur, die er uns bietet, und doch werden sie zu Gold in den Händen Desjenigen, der sich in ihren Ideenreichtum vertieft. Seine Gedanken sind schwer und lauter wie Gold und sie strahlen wie dieses in dem hellen Glanze eines prächtigen Gewandes, mag auch die Prägung veraltet und nicht immer tiefgehend genug sein. Der Schatz­gräber aber, welcher so glücklich ist, einige Körnchen dieses Goldes gefunden zu haben, kann wohl versuchen, dieselben von dem Rost der Zeit zu reinigen und mit anderen Metallen neueren Ursprunges zu verschmelzen, wird aber immer in der aufrichtigen Bewunderung und warmen Liebe zu seinem Funde sein höchstes Glück finden.