Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
Seite
39
Einzelbild herunterladen

Granſee (eſchichte). 39

am 21. April 1572 belehnte fie Kurfürſt Johann Georg mit einer Hufe zu Schönermark .

Der Dreißigjährige Krieg hatte vieleBeſchwernüſſe im Gefolge, weshalb die armen, abgebrannten, notleidenden Bürger ſchon in einer Eingabe vom 22. Dezember 1628 baten, zur Kontribution anſtatt Geld Korn, Kupfer­und Zinngefäße geben zu dürfen. Durch den Krieg war Granſee ſo heruntergekommen, daß 1663 der Große Kurfürſt Bauholz zum Wiederaufbau des Hoſpitals vor dem Georgen⸗-Tor ſchenkte. 1685 heißt es:bey dem Rathhauſe ſey gantz kein Vermögen die Polizey zu führen.

Dazu kam der große Brand vom 19. Juni 1711, dem 268

Häuſer zum Opfer fielen. Doch die Grundlage des ſtädtiſchen

Wohlſtandes war ſo gediegen, daß trotz Kriegsleiden und

Bränden von etwa 1720 an ein zwar langſames, aber un⸗ Atb. 28. Schöppenfiegel(Geb. unterbrochenes Steigen der Einwohnerzahl feſtzuſtellen iſt. Staatsarchiv, Rep. 21. 61). Um Eine Eich- und Kienheide jenſeits des Gehronſees, das ſchrift: 8 der Scheppen wan ſog.Wendefeld, war einconſiderables Pertinenz Granzoy.

und unſchätzbar für die Hütung.

Wie tiefe Wurzeln die Liebe zum Hohenzollernhaus geſchlagen, zeigte ſich nach dem Tode der Königin Luiſe. Von der Bürgerſchaft ging die Initiative aus, an der Stelle, wo der von Hohenzieritz nach Charlottenburg überführte Sarg geſtanden, ein Denkmal zu errichten, zum Andenken daran, daß die Stadt den Vorzug genoſſen, den entſeelten Körper der mit treuen Herzen angebeteten Landesmutter eine Nacht in ihren Mauern zu beſitzen. Verſtändnisvoll übernahm der Landrat v. Zieten die Oberleitung; freiwillige Beiträge floſſen aus der Stadt, dem Kreiſe Ruppin und der Prignitz zuſammen, und ſo konntein andächtiger Stille und wehmütiger Teilnahme

in Gegenwart eines Königsſohnes die Einweihung am

19. Oktober 1811 ſtattfinden. Um dieſe Zeit wurde auch

auf Bitten des Landrats einMakel von der Stadt

genommen: einer alten Überlieferung nach waren nämlich

nach 1350 die Tore, durch die einſt der falſche Waldemar

eingezogen, zugemauert worden, jetzt wurden ſie wieder ge­

öffnet, und dieveredelte, mit dem nunmehrigen Luiſen⸗ Abb. 29. Siegelſtempel im platz in Verbindung ſtehende Hauptſtraße führte fortan den Nothans n. Namen Friedrich⸗Wilhelm⸗Straße, zur Erinnerung an den ö Gransenc Stadk­Gemahl der Königin Luiſe.

Das 19. und 20. Jahrhundert hat der Stadt keine Überraſchungen gebracht. Sie bewahrte ſich ähnlich wie Müncheberg den Charakter eines behäbigen Ackerbürger­ſtädtchens, das jedes Jahrzehnt um einige Hundert Einwohner zunahm und der In­duſtrie fernblieb. Der Anſchluß an die 1878 nach langen Weiterungen eröffnete Nordbahn wurde für ſie von großem Vorteil.