Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
Entstehung
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Guten⸗Germendorf Herzberg. 83

einem Altar in der Neuruppiner Pfarrkirche verkauft; in der Hauptſache gehörte aber das Dorf dem Kloſter Lindow (vgl. Urk. von 1530, Riedel IV, 356, 453). Die durch das Kataſter von 1624 bezeugte außergewöhnlich ſtarke Beſetzung mit 30 Hufnern und 10 Koſſäten hielt ſich bis ins 19. Jahrhundert; einen Hof mit 2 Hufen hatte ſchon vor 1624 das Amt Lindow an ſich genommen, an deſſen Stelle ſpäter Amt Altruppin trat. Das Patronat iſt königlich.

Die ſpätgotiſche Feldſtein­kirche in Saalform hat am Weſtende ein nur wenig ſchmaleres Turmhaus und am Oſtende der Nordſeite einen kleinen Sakriſteianbau. Von den alten Fenſtern iſt außer einem kleinen Rundfenſter mit abgerundeter Back­ſteinkante in der Mitte des ganz ſchlichten Oſtgiebels nichts erhalten, da alle in ſpäterer Zeit durch große Stichbogenfenſter erſetzt ſind. Durch ſie wurden auch die beiden Spitzbogen­portale an der Südſeite verdrängt, die noch in Spuren erkennbar ſind. Das Weſtportal im Turm iſt erſichtlich in neueſter Zeit verändert und ganz überputzt. Die Turmkanten ſteigen von unten an in Backſtein hoch, ebenſo ſind die Kanten der wenigen Schlitzöffnungen und der unter einem vollen Stichbogen gekuppelten Schall­öffnungen aus Backſtein hergeſtellt. Die beiden Turmgiebel, gleichfalls ganz aus Backſtein, ſind durch Pfeiler und Spitzbogenblenden wirkungsvoll gegliedert und bilden die Haupt­zierde der Kirche(Abb. 74). Den Oſtgiebel krönt ein kleines eiſernes Kreuz. Die Dachſtühle von Turm und Kirche ſind aus Eichenholz und alt; die ſchrägen Windlatten bildeten einſt faſt ein vollſtändiges Syſtem in Abſtänden wie die Sparren. Die Balken ſind mittels Schwalbenſchwanzverblattung an den Stuhlſäulen aufgehängt (Abb. 75).

Im Innern befinden ſich an der Oſtwand zwei kleine Niſchen, die größere zur Linken für die Kredenz, die kleinere rechts für die Piscina. Die gerade Decke iſt verſchalt. Die Weſtſeite und der größte Teil der Längsſeiten ſind von Emporen, vermutlich aus dem 18. Jahrhundert, umzogen, die auf ſtämmigen achteckigen Holz­ſäulen ruhen.

Abb. 74. Herzberg. Weſtteil der Kirche von Süden.

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