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Herzberg Anſchluß an die große Berlin -Hamburger Chauſſee; 1899 wurde die Klein bahn eröffnet. Doch all dieſe Verbeſſerungen der Verkehrsbedingungen haben vorläufig eine kleine Abnahme der Bevölkerung nicht zu verhindern vermocht, die von 1871 bis 1900 von 1711 auf 1804 ſtieg, um von da an auf 1597 im Jahre 1910 zu ſinken.
In dem Leben im Kloſter hat ſich ſeit Jahrhunderten nichts weſentlich verändert. Im ruhigen Gleiſe fließt es dahin. Die anſchauliche Schilderung des Kloſters Wutz in Fontanes Roman„Stechlin “ bezieht ſich offenbar auf Lindow ; inwieweit ſie geſchichtlich treu iſt, bleibe dahingeſtellt.
Denkmäler.
Topographie. Pläne und Anſichten. Karte von dem Kgl. Amt und Vorwerk Lindow. 1730. Bezeichnet Grunach. Kartenkammer der
Kgl. Domänenverwaltung zu Potsdam .
Plan zu den zum Amt Lindow gehörigen ſämtlichen Terrains(Abb. 111). Zweite Hälfte des 18. Jahrhundert. Bezeichnet Beer. Ebenda.
Lindow , 1799, von Prevoſt. 1: 10000. 47* 67 em. Kolorierte Handzeichnung. Generalſtab, Kriegsgeſchichtl. Abteilung.
Zwei Gouachebilder, etwa 20* 30 em, von Alberti, zwiſchen 1790 und 1792 aufgenommen, ſtellen Kloſter Lindow von verſchiedenen Seiten mit geringer Treue dar.
Die ſchmale Landenge zwiſchen zwei Seen(Wutzſee und Gudelackſee) war für eine wendiſche Fiſcherſiedelung ſehr geeignet(Abb. 111). Den Ausgangspunkt der kleinen deutſchen Stadt bildete wohl das nordöſtlich von ihr am Wutzſee gelegene, im 13. Jahrhundert gegründete Kloſter. Ihre urſprüngliche Südgrenze war vielleicht die Verbindung zwiſchen den beiden Seen, das„Mühlenfließ “. Was von dieſem weiter ſüdlich liegt, gehörte der„Neuſtadt“ an, die ſich ſpäter in der Richtung nach der Heringsmühle zu erſtreckte. Die Hauptſtraße, die heutige Breite Straße(bei Bratring, Grafſch. Ruppin: Große Straße, in Beckmanns Nachlaß: Hohe Straße oder Steinweg genannt) wurde durch die in ſüdweſtlicher Richtung die Mitte der Landenge durchquerende Landſtraße gebildet, die ſich früher inmitten der Stadt in die beiden Straßenzüge nach Rheinsberg und Granſee gabelte; ſie ergab dadurch die dreieckige Form des Marktes, in deſſen Mitte bis 1803 das um 1720 aus Fachwerk neuaufgeführte Rathaus ſtand. Der Straßenzug nach Granſee lief in der Richtung der jetzigen kleinen Sackgaſſe am Markt beim Kloſter vorbei und querte mittels eines Dammes das Luch nördlich der Stadt, deſſen Niederung mit einer Anzahl kleiner Waſſerläufe und Fiſchteiche noch jetzt den Reſt einer ehemaligen Verbindung von Wutzſee und Gudelackſee bildet. Seitdem zu Anfang des 18. Jahrhunderts der Damm verſank, wurde die Gabelung vom Markte nordwärts vor die Stadt verlegt. Beim Markte kreuzt auch die einzige von See zu See durchgehende Querſtraße(jetzt Mühlen⸗ und Seeſtraße) in gebrochener Linie den Ort. Weitere Querſtraßen ſind die Dammſtraße und die erſt nach einem Brande von 1803 angelegte Grünſtraße. Eine zweite Längsſtraße, die Achter⸗, heute Mittelſtraße, zog ſich etwas gekrümmt weſtwärts von der Breiten Straße in nördlicher Richtung, eine