Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
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280 Ruppin.

dauerten, daß Beckmanns Gewährsmann zufolge die Bürger noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts Zollfreiheit zu Lübeck , Frankfurt a. O. und Stettin hatten.

Neuruppin erſcheint als die unbeſtrittene Hauptſtadt einer der vielen Landſchaften, aus denen ſich die Mark Brandenburg zuſammenſetzte. Ahnlich wie Perleberg den Vorrang unter den Städten der Prignitz behauptete, Brandenburg im Havelland,* Prenzlau in der Uckermark und Berlin -Köln im Barnim und Teltow , war Neuruppin , Ruppin nova, wie es im Karoliniſchen Landbuch von 1375 im Gegenſatz zuRuppin antiqua genannt wird, der Vorort derHerrſchaft Ruppin .

Mit den Grafen ging es nicht immer im vollſten Frieden ab. 1448 beiſpiels­weiſe verweigerten die Bürger dem Grafen die Heeresfolge, und ein Nachklang jener

Abb. 256. Gildeſiegel der Schuhmacher und Abb. 257. Sekretſiegel der Stadt Ruppin , Gerber von Ruppin, Stempel im Mark. an der Urk. vom 8. Sept. 1406 im Geh. Muſeum zu Berlin . Unmſchrift: 8 Gulde Staatsarchiv. Sutor[um] et serdon[um] de Ruppfi]n. Umſchrift: Secretum civitatis Ruppyn.

Zwiſte findet ſich in der den gekappten Adler erklärenden Wappenſage: Die Bürger waren einſt mit dem Grafen in Mißhelligkeit geraten wegen nicht verzollten Bieres, hatten deſſen Pferde angehalten, wobei ein gräflicher Hofjunker zu Tode gekommen war; zur Strafe ſei eine Kappe über des Adlers Kopf gezogen. In der Regel waren aber die Beziehungen gut, wie auch aus Stiftungen erhellt: ſo übereignete vor 1420 Graf Ulrich dem Kloſter, das von früh auf den Grafen als Erbbegräbnis diente, Einkünfte aus Nietwerder. 1461 huldigte man den Grafen Johann, Jacob und Gebhard;efft fie, fo hieß es in dem Eid,on menlick lives erven affgingen, ſo willen und ſchollen wy bliven und uns erfflichen halden an unnſen gnedigen herrn Marggrave Fridrick!. Behaglich ſchildert der Chroniſt Haftiz, wie zur Maienzeit die Bürger von den Grafen unter den Eichbäumen nahe Altruppinwohl traktiert wurden.

Die Hohenzollern und die Reformation.

Zum letzten Male konnte ſich die Stadt im Jahre 1512 als Reſidenz fühlen. Zu einem großen Turnier waren die Fürſten und Grafen von weit her zuſammen­