282 Ruppin.
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das Kammergericht, das der Peſt wegen Berlin hatte verlaſſen müſſen, ſowie eine Verſammlung ſämtlicher Stände der Mark, die 1601 auf dem Rathaus verhandelten.
Der Dreißigjährige Krieg.
Die Befeſtigungswerke verfielen mehr und mehr. 1595 beklagte ſich die Bürgerſchaft über den Rat, der einige verfallene Weichhäuſer dem Bürgermeiſter Johann Hecht überlaſſen habe. Im Rezeß von 1594 ſteht:„Von den Bäumen auff dem Stadtgraben ſoll keiner hinführo abgehauen werden, ſondern ſo einer oder mehr der Mauern ſo nahe ſtünden, daß die Eſte die Mauern erreichten oder zerrieben, mögen ſolche Eſte wohl gekürzt und geſtümmelt werden.“ Nicht gerade gut bewehrt ging die Stadt ſchweren Zeiten entgegen. Der Dreißigjährige Krieg war für die Stadt be— ſonders verhängnisvoll, da ſie gleich der geſamten Herrſchaft zwiſchen den Haupt— kriegsſchauplätzen eingebettet lag und ſo vom Anfang bis zum Ende unſäglich zu leiden hatte. Wie Wetterleuchten vor dem Gewitter mutet es an, daß die Stadtväter ſchon 1621 kupferne(ſtatt ſilberne) Pfennige mit Erlaubnis des Kurfürſten prägten, daß 1624 Streitigkeiten zwiſchen dem Rat und den Bürgern durch kurfürſtliche Kommiſſarien geſchlichtet werden mußten. Die große Peſtilenz von 1631 hatte laut Feldmann zur Folge, daß die Schule aufgehoben werden mußte. 1639 niſteten ſich hier 500 Schweden ein, die auf ihren Streifzügen dem Lande viel Schaden zufügten, ſo daß brandenburgiſche Kriegsvölker unter dem Befehl des Grafen Lynar vom 12. Dezember ab in die Stadt„Feuerkugeln“ hineinwarfen. Es gelang ihnen, Breſche zu ſchießen und die„Wyckhäuſer“ ſehr zu beſchädigen. Doch die Stadt hielt ſich, und die Zeitungen verbreiteten die Nachricht ſo weit hin, daß die Redewendung:„Ruppin hält ſich noch“ faſt ſprichwörtlich wurde. Feldmann gibt auf Grund von Abſchriften aus alten Taufbüchern an, daß für das Jahr 1641 nur acht Eintragungen über Taufen und Gevatterſchaften vorlagen, für 1618 dagegen 62. Nachdem ein Waffenſtillſtand abgeſchloſſen, gewährte der Kurfürſt ſchon 1643 aus den Ämtern Altruppin und Zechlin Tauſende von Mauerſteinen und viele Wiſpel Kalk zur Wiederherſtellung der Mauern.
Im Zeichen des Ab ſolutis mus; Kronprinz Friedrich .
Starke Veeinfluſſung von oben her iſt für die Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege charakteriſtiſch. 1679 wurde der ganze Rat durch kurfürſtliche Kommiſſarien abgeſetzt. 1691 mußten die lutheriſchen Bürger mit anſehen, wie auf Befehl des Kurfürſten Friedrich III. Schweizer Koloniſten reformierten Glaubens angeſetzt wurden und eine beſondere Gemeinde bildeten: auf Petzolds Zeichnung erſcheint hochragend der Turm der„Reformierten(früher Nicolai⸗) Kirche“ weſtlich des Kloſters. Den Ein— wirkungen der abſolutiſtiſchen Regierung verdankt Neuruppin ſicherlich zum guten Teil fein Wiederaufblühen. Eine optimiſtiſche Beſchreibung bietet Hoppe in ſeinem Programm von 1732.„Die Kaufmannſchaft wird ſtark getrieben, der Tuchhandel geht glücklich von ſtatten, das geſunde Bier ziehet ſogar Berlin nach ſich, die Pfarrkirche iſt die ſchönſte und größte.“ Daß die Stadt ſich wirklich damals erholt hatte, zeigt z. B. die Einweihung des neuen Rathauſes, der Nova Curia, im Jahre 1716.