Lage, ebenſo wie auch Brandenburg , das auf dem geraden Wege von Berlin nach Magdeburg lag. So konnte nur von einem Anwachſen der Bevölkerung aus eigener Kraft heraus die Rede ſein; nahezu 7000 Seelen um 1800 ſtanden ein halbes Jahrhundert ſpäter etwa 9000 gegenüber. Trat dann in den letzten ſechs Jahrzehnten ungefähr eine Verdoppelung ein, ſo trugen die Behörden hauptſächlich hierzu bei. Denn wenn auch der Ackerbau mehr und mehr zurücktrat und ſelbſt die berühmte Tuchmachergilde, deren Stammbuch bis 1584 zurückreicht, 1912 einging, fand ſich doch Erſatz, denn nicht allein baute ſich das Landratsamt mehr und mehr aus, auch die Errichtung des Landgerichts 1879, die Anlegung der in den 40er Jahren eingegangenen Provinzial⸗Irrenanſtalt in weit großartigerer Form, die Zuſammenziehung des geſamten 24. Regiments— all dieſe Umſtände trugen dazu bei, die Entwicklung zu befördern, freilich auch dem Gemeinweſen mehr und mehr den Stempel einer Beamten: und Militärſtadt aufzudrücken. Das kräftig emporſtrebende Gymnaſium erhielt eine wertvolle Bereicherung durch eine vorgeſchichtliche Sammlung, die ihm der Landrat v. Zieten C 1854) zum Geſchenk machte; ſie wurde der Grundſtock zum Muſeum.
Die Verkehrsverhältniſſe veränderten ſich durch die bei Paulinenaue von der Berlin⸗ -Hamburger abgezweigte Stichbahn nur wenig, weſentlich dagegen durch die den Kreis nach Wittſtock durchziehende Bahn von Berlin aus. Die letztere, im Verein mit der Kreisbahn, die von Neuſtadt a. D. aus über Neuruppin hin den Kreis in weſtöſtlicher Richtung durchſchneidet, bewirkte, daß die Stadt von nun an faſt von allen Seiten des Kreiſes aus verhältnismäßig leicht zu erreichen war. So hat ſie in dieſer Hinſicht die altgeſchichtliche Stellung, die ihr ſchon im 14. Jahrhundert eigen war, wiedergewonnen, im Gegenſatz zu manchen anderen Städten der Provinz, wie z. B. Perleberg in der Prignitz oder Droſſen im Lande Sternberg, die nicht mehr ſo unbedingt wie zu Zeiten der Abfaſſung des Karoliniſchen Landbuchs als Hauptſtädte eines größeren Gebiets gelten können.
Die großen Männer, die hier das Licht der Welt erblickten, haben ſchon, kaum der Kindheit entwachſen, den Ort ihrer Geburt verlaſſen: Schinkel und Fontane . Schinkel, bis zu ſeinem 14. Jahr(1795) Schüler des Gymnaſiums, bewahrte auch in der Ferne Neuruppin ein treues Andenken, wirkte mit bei der Aufſtellung des Denkmals für König Friedrich Wilhelm II. und blieb mit dem Verein zur Verſchönerung der Stadt in enger Verbindung. Fontane machte Neuruppin und das Land Ruppin zum Ausgangspunkt ſeiner„Wanderungen“.