Teil eines Werkes 
Bd. 1, Teil 3 (1914) Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz ...
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302 Ruppin.

ßeres im mittleren Joche und ein kleines im weſtlichen Joche der Nordſeite, haben noch alte Profilierung in beſonderen Steinformaten, das größere zeigt einen ſteilen Wimperg(Abb. 273); ſeine mit naturaliſtiſchem Blattwerk verzierten Kapitelle ſind größtenteils erneuert. Das darüber befindliche Radfenſter iſt wenigſtens noch in ſeiner äußeren Kreisform urſprünglich. Die zweiteiligen, auf der Südoſt- und der Südweſtſeite mit Läuferſchicht umrahmten, im Vergleich zur

Jochbreite ſchmalen Fenſter haben Vierpaßmaßwerk. Die Ecken

der ſüdweſtlichen Giebelſeite ſind mit Achteckpfeilern, die Strebe­

=> ZZ pfeiler mit fialenartigen Aufſätzen beſetzt. Erſt durch die S ,. 8 ,, Wiederherſtellung unter Schinkel erhielt das ſüdliche Seiten: IS ſchiff die beträchtliche Verſtärkung feines Mauerfußes. Ein

ö kleiner Treppenturm in der Nordoſtecke des Schiffes ver­

n mittelte den Zugang zum Bodenraum, um von dort aus

Abb. 271. Neuruppin . das Glöckchen läuten zu können, das in einem ſpitzbehelmten

Kloſterkirche. Bogenfries an Dachreiter hing. Der Dachſtuhl iſt, abgeſehen von viel­

der Südſeite des Chores. fachen Ausbeſſerungen, im Syſtem des Gefüges noch mittel: alterlich(Abb. 274).

Einzelheitenvon Sh Dritte Bauzeit. Der urſprüngliche, gerade geſchloſ­

om] fene Chor mit feiner Holzdecke genügte den Dominikanern

k ſowohl nach feiner Raumgröße wie nach ſeiner Bauweiſe

Run ſehr bald nicht mehr und wurde anſcheinend noch in der

zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zu der im weſent

lichen noch beſtehenden Anlage umgebaut. An den damals

beibehaltenen Längsmauern fügte man über dem Chor

geſtühl beiderſeits Runddienſte und an der Nordſeite außen

Strebepfeiler ein, überhöhte die alten Mauern um etwa 2m,

um auch dieſe Teile mit der neu angefügten Verlängerung

aus einem geraden Joch und einem vieleckigen Chorſchluß

wölben zu können. In dieſem beginnen die Dienſte von

unten an(Abb. 275). Ihre Kapitelle und Konſolſteine

Abb. 272. zeigen gegen die des Schiffes eine vorgeſchrittene Orna

Neuruppin. Kloſterkirche. mentik, da ihr Blattwerk bereits naturaliſtiſchen Charakter

hat. Von den weiteren Bauformen dieſer Umgeſtaltung

iſt beſonders beachtenswert die Niſche für den Levitenſitz im Innern an der Südſeite des

Chores, die durch die breite und reiche Umrahmung ihrer dekorativen Kleeblattbogenform

auf eine verhältnismäßig frühe Entſtehungszeit weiſt und den Portalen des Schiffes

eng verwandt iſt(Abb. 276). In die gleiche Zeit gehören die ihr benachbarte vers

mauerte Prieſtertür mit dickem Rundſtabprofil, das an den Gewänden mittels ſchlichter

Kelchkapitelle und ſehr flacher Eckblattbaſen zu Säulen ausgebildet iſt, ebenſo die im

Dreieck geſchloſſene Niſche hinter dem Altare. Die Fenſter, deren Maßwerk wie auch

das Hauptgeſims erneuert iſt, haben noch ſchlichte ſchräge Gewände. Dieſe Formen

werden für die Zeitbeſtimmung um ſo wichtiger, als das Backſteinformat mit