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huſe“ eine Urkunde aus; damals beſtand hier ſchon an einer zwiſchen Seen und Bruch günſtig gelegenen Übergangsſtelle über den Doſſefluß ein feſtes Haus, das wohl ſchon vor 1200 entſtanden war und in den beiden erſten Silben ſeines Namens auf das ſlawiſche wostrow= Inſel hinweiſt. 1276 ließen die Markgrafen Otto und Albrecht hier eine Urkunde ausfertigen, 1291 ſchenkten die Markgrafen Otto, Konrad, Johann und Otto der Stadt„Woſterhuſen“ alle ringsum gelegenen Hopfengäͤrten chumuli areas) und beſtätigten ihr zwei Jahre darauf alle Güter(bona), die Gebhard, Konrad und Johannes genannt v. Plote(dicti de Plote) in vergangenen Zeiten ge— ſchenkt hatten. Da die Askanier von„unſrer Stadt“, civitas nostra, ſprechen, fo erhellt, daß die Schutzherrſchaft der Plote, ähnlich wie bei Kyritz , nicht von langer Dauer geweſen war. Das ſtädtiſche Wappen, das eine halbe Lilie und einen halben Adler zeigt, ſpiegelt die Beziehungen zu den Stadtgründern und-förderern wieder. Der urſprünglich nur 48 Hufen, alſo kaum mehr als ein Ruppiner Dorf im Durch— ſchnitt, zählenden Feldmark fügte Markgraf Waldemar 1308 das Dorf Klempow mit den Seen Klempow und Bückwitz zu, ſo daß der Flächeninhalt, zumal nach der Erwerbung der wüſten Feldmark Gardiz oder Garz um 1571, auf nahezu eine halbe Quadratmeile anwuchs. Die Pfarrkirche, die— ein ſeltener Fall in der Mark— Sankt Peter und Paul gewidmet war, erhielt Land, u. a. 2 Wieſen „off Wentorp“.
Die älteſte im ſtädtiſchen Archiv erhaltene Urkunde wurde 1306 aus: geſtellt. Die Bürgermeiſter Richard von Rathenow, Albert von Lindow, Johann Tornow, Friedrich Hundertmarck, Albert Schyve, Gieſe von Stevin , Zacharias von Lujo, Dietrich Reich(„Dives“) und mehrere andere„Glaubwürdige“ verkauften nach reiflicher Beratung mit den Bürgern für 22 Mark Silber den Schlächtern die Fleiſchſcharren,„macella“. Die Einzelbeſtimmungen des Vertrages geben den Eindruck eines bereits wohlgeordneten Gemeinweſens: fo ſollte nach dem Tode eines Innungsmeiſters ſein Sohn und Erbe den Ratmannen 5 Schilling, den Schlächtern als Gebühr 2 Pfund Wachs und 9 Scheffel Gerſte zahlen. Ein Jahr darauf bekundeten die Ratmannen der Stadt, consules civitatis, Werner v. Planitz habe das Heiliggeiſthoſpital mit einer Schenkung bedacht. Die von der Doſſe umfloſſene, noch 1293 ausdrücklich genannte Burg(Castrum ), die ſicherlich mit dem Gemein: weſen urſprünglich eng verbunden war, verfiel; ihre Reſte wurden erſt nach 1700 abgetragen.
An die Stelle der Askanier traten um 1320 die Grafen von Lindow, die 1325 „ihrer“ Stadt„Wuſterhuſen “ obere und niedere Gerichtsbarkeit überließen und 1333 „Wuſterowe“ als Pfandbeſitz, 1349 aber zu Lehn von den Wittelsbacher Markgrafen er: hielten. Kräftig ſtrebte die Stadt empor. 1329 wurde ihr vom Markgrafen die Zollgerechtigkeit, 1351 das Holzungsrecht im Rodan beſtätigt. 1407 geſtatteten die Lindower Grafen eine Landwehr„twiſchen der Marckſchedinge der tvyer Dorper als Brunne und Dovergartz“ zu graben. Die Stadt, ähnlich wie Granſee durch die Fruchtbarkeit der Acker ſowie durch gute Wieſen und Weiden ausgezeichnet, galt als Hauptort eines Landes, zu dem die acht Dörfer„Brunne, Driplatz, Syverdes dorp,