384 Ruppin.
vgl. auch Abb. 364) entſtand fie in zwei Bauzeiten. Der erſteren, um 1300— 13410, gehört der rechteckige mit gerader Decke verſehene Weſtteil an, deſſen Südmauer von einer Tür und zwei Fenſtern mit Spitzbögen durchbrochen war(Abb. 362). Der ſpäteren Bauzeit um 1500 weiſt er den öſtlichen, annähernd quadratiſchen und mit Kreuzgewölbe überdeckten Chor zu, der im Norden mit einem quadratiſchen Treppenturm, im Süden mit einem breiten Strebepfeiler an den älteren Teil anſchließt. Der mit zwei Strebepfeilern beſetzte Oſtgiebel(Abb. 363) endigte ſtaffelförmig mit vierkantigen Zierpfeilern; ſeine drei ſchmalen Fenſter ſowie die drei breiten Blenden im Giebeldreieck ſchloſſen im Stichbogen. Das ſteile Dach der Kapelle trug bis etwa 1880 einen ſchlanken Dachreiter; in ihm hing die jetzt in den neuen Dachreiter übernommene Glocke von 37 em Durchm., die außer einem Spruche die Inſchrift enthält:„1583 gebuet in torgten knuppel.“ Als Trennungszeichen dienen in der damals beliebten Weiſe Lilien und Roſen. Am langen Felde befinden ſich vier Engelsköpfe in Rundſchilden und zwei überkreuzte Schwerter. Das Innere war mit figürlichen Malereien geſchmückt(ſiehe deren Beſchreibung bei Altrichter, S. 218— 220, und Archiv der Brandenburgia IV, S. 85). Im Jahre 1616 wurde die Kapelle durch Einziehen einer Zwiſchendecke in zwei Geſchoſſe geteilt und für Wohnzwecke eingerichtet; gegen 1900 wurde ſie abgebrochen.
Das Rathaus beſtand im Mittelalter in einem maſſiven, zur Kirche ſenkrecht ſtehenden Bau, der in zwei Pfeilergiebeln endigte. Sein größerer ſüdlicher Teil wurde, vermutlich infolge eines Brandes, im Jahre 1694 aus Fachwerk aufgeführt und nach einem zweiten Brande im Jahre 1758 erſt 1775 wieder aufgebaut(Abb. 365). Eine farbige Zeichnung dieſes Zuſtandes aus der erſten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird im Rathauſe aufbewahrt. Der gegenwärtige mehr nordwärts ſtehende Bau gehört der zweiten Hälfte des Jahrhunderts an.
Altere Bürgerhäuſer finden ſich nur noch im weſtlichen, bei dem Brande von 1758 verſchont gebliebenen Teile der Stadt. Sie ſind durchweg aus Fachwerk errichtet, zum Teil mit vorgekragtem Obergeſchoß, und
enthalten meiſt außer der Haustür eine Durch
fahrt nach dem Hofe. Einige ſtehen mit dem
Giebel nach der Straße. Altrichter führt als
älteſtes ein Haus in der Kyritzer Straße von
1687 an, ein anderes, Kyritzer Straße Nr. 4,
iſt von 1700. Außer dem Hauſe Ecke Kyritzer
und Alte Poſtſtraße, das Rautenfachwerk im
Obergeſchoß zeigt, bieten die Gebäude in der
Ausbildung des Holzwerks nichts beſonderes.
Die Türen der Häuſer Kyritzer Straße Nr. 3
und 4 zeigen in Ornament und Gliederung
Abb. 365. Wuſterhauſen. Rathaus. ein derbes, wildes Rokoko. Ein feines Vei(Nach einer älteren Aufnahme umgezeichnet.) ſpiel für die Zeit vor 1800 bietet die Tür