Domkirche(Anordnung und Einrichtung). 227
dieſem Tage die Reliquien der Heiligen in ihren mannigfaltig geſtalteten Behãltniſſen (reliquiae sanctorum cum capsis) aus.
Gebauer(Feſtſchrift der Ritterakademie, S. 59) berichtet nach Heinſius Annalen zum Jahre 1601 und Rechnungsbüchern von 1630/34 und 1660/64 im Domarchiv von einer„Reihe von Altären“, die im Chore ſtanden. Sie ſind im Breviar von 1488 nicht beſonders namhaft gemacht.
An der einzigen geſchloſſenen, fenſterloſen Wandfläche des Chorraumes, der Nordwand des Presbyteriums, war ein großes Bild des hl. Kreuzes aufgerichtet(Statua, crux adoranda). Es war ohne Zweifel die„imago sancte crucis in choro ecclesie Brandenburgensis versus meridiem collocata“, für deren Verehrung Biſchof Dietrich im Jahre 1357 einen Ablaß gewährte(Riedel Vll, 273).
Südlich neben dem Hauptaltare ſtand der Leviten- oder Miniſtrantenſitz(sedes presbiteralis ante altare, sedes juxta summum altare). Er diente im beſonderen den beim Altare beſchäftigten Geiſtlichen, dem Prieſter(6acerdos), dem Diakon und Subdiakon und war daher ein Dreiſitz.
Vor den Altarſtufen(gradus summi altaris) breitete ſich der mittlere Chorraum aus(ante gradus vel in medio choro, in choro ante altare), wo das Hochamt abgehalten wurde, die Aufſtellung zu den Prozeſſionen wie deren Auflöſung erfolgte und eine Station vor der Kreuzigungsgruppe veranſtaltet wurde(in statione in medio choro).
Den Vierungsraum ſchloſſen die in veränderter Form noch erhaltenen beiden Scheidemauern gegen die Kreuzarme im Norden und Süden ab. Es iſt kaum zu bezweifeln, daß die allgemein übliche Aufſtellung des Chorgeſtühls an dieſen Wänden auch im Brandenburger Dome beſtand. Wenn daher Pfarrer Heinſius Mitte des 17. Jahrh. in ſeinen Annalen(vgl. Gebauer in„Feſtſchrift der Ritterakademie“, S. 59) berichtet, daß ſich das Geſtühl der Chorherren quer vor das Hauptſchiff legte, ſo beſchreibt er damit entweder nur eine ſehr ſpäte Einrichtung, oder das Geſtühl (stallus) ſchloß die Vierung an drei Seiten ein, ſo daß nur die Oſtſeite gegen den Altar offen blieb.
Ein Ambo, der im Breviar von 1488 mehrmals erwähnt wird, muß ſich ſeiner Zweckbeſtimmung nach an der weſtlichen Stirnſeite des Hochchores befunden und der Laienkirche zugewendet haben. Man mußte zu ihm hinauf ſteigen(sacerdos ascendat ad ambonem) und von feiner Höhe aus wurden die Evangelien und Epiſteln verleſen(Epistole et evangelium in ambone.... legantur). Seine Form kann nach den Stellen des Breviars nicht die einer einfachen Kanzel von der heute üblichen Art geweſen ſein, denn entſprechend dem urſprünglichen Sinne des Wortſtammes handelten zuweilen zwei Perſonen gleichzeitig auf dem Ambo(et tunc primi sacerdotes sint in ambone et cantent Solemniter.... extendentes candelas in altum cum cruce ut eo melius videri possit a populo). Er darf danach in mehr länglicher Form angenommen werden, ja er lief wahrſcheinlich ſogar in Geſtalt einer Tribüne weſtlich vom Domherrengeſtühl quer durch die ganze Mittelſchiffbreite. Auch oſtwärts mußte
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der Blick von ihm aus frei ſein(duo cantent in ambone versis vultibus ad orientem).