Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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236 Dom Brandenburg.

einen Teil des nördlichen Seitenſchiffdaches am Weſtende(wohl

probeweiſe) ausgeführt hatte, überzeugte man ſich von deſſen zu

flacher Neigung und legte nun die Dächer ſogleich etwas ſteiler,

ſo daß die bisherigen Vorrichtungen für deren Anfall unbenutzt

blieben und eine neus Nut dafür etwa 80 em höher eingehauen

und die Fenſter um ſo viel von unten herauf vermauert werden

mußten. Dieſe teilweiſe Vermauerung iſt nur an den beiden weſt­

lichen Fenſtern noch erhalten, bei den anderen wurde ſie in gotiſcher

Zeit beſeitigt und durch neues Vollmauerwerk erſetzt, weil die Dienſte der

damals in Angriff genommenen Gewölbe zum Teil in ſie hinein

trafen. Die rundbogigen romaniſchen Oberfenſter ſaßen über den

Arkadenmitten und waren noch etwas einfacher gegliedert als

die an Chor und Querſchiff, inſofern ihre Gewändeſchräge Abb. 163. ohne Abſtufung der Ecke gleich an der Vorderkante begann. Vom Domlirche. Eck= romaniſchen Hauptgeſims iſt nirgends mehr eine Spur erhalten. gliederung an zwei Die meiſt ſchlichten, kreuzförmigen Pfeiler der Mittelſchiffs⸗ Pfeilern der Südſeite arkaden haben eine Sockelproftlierung aus Faſen und Viertel- des Langhauſes. ſtab gleich den öſtlichen Arkadenpfeilern von St. Nikolai in der Altſtadt. An zwei Pfeilern der Südſeite finden ſich die in Abb. 163 dargeſtellten Eckgliederungen. Die Kämpfer der Pfeiler ſind jetzt vielfach nach früheren Beſchädigungen mit Zement ausgebeſſert und erſetzt. Einige ſind glatt profiliert, andere zeigen noch den alten Blattſchmuck von ziemlich ungleicher Durchbildung(Abb. 162). Die Arkadenbögen wurden nicht wie die Pfeiler, 14 em, ſondern nur 8 em abgeſtuft, um die obere Reihe der zwei Stein ſtarken Bögen auf die untere aufſetzen zu können.

Bis der Weſtbau mit ſeiner Empore zur Ausführung kam, ſcheint im Weſtteil des Langhauſes eine ſolche beſtanden zu haben. Die Balkenlöcher dafür ſind noch in den Längswänden an Spuren zu erkennen; der Fußboden lag etwa 1,90 m über den Arkadenöffnungen.

Dritte Bauzeit. Als letzter Abſchnitt des Kathedralbaus war der Weſtbau mit zwei eine Vorhalle einſchließenden Türmen beabſichtigt. Vor 1200 kam davon freilich nur wenig zur Ausführung. Wie weit der ſüdliche Turm damals gefördert wurde, iſt nicht mehr feſtzuſtellen; der nördliche gelangte zu einer Höhe, welche die der jetzigen Vorhalle noch nicht erreichte. Sein Erdgeſchoß ſtand durch einen Gang in der Mauer mit dem Weſtende des nördlichen Seitenſchiffes in Verbindung. Nord­wärts ſtand der Turm damals noch frei, denn dicht über der Tür zu dem Gange befindet ſich ein ſchmales Rundbogenfenſter mit eigentümlicher Abſtufung der Sohl­bank(Abb. 162). Ein rippenloſes Kreuzgewölbe, deſſen öſtliche Anfänger noch erhalten ſind, überdeckte den Erdgeſchoßraum; es wurde indeſſen bei der ſpäteren Fortſetzung des Turmes wieder beſeitigt.

Vierte Bauzeit. Im Jahre 1221 war Gernand, der Freund des Erzbiſchofs Albrecht von Magdeburg, eines kunſtbegeiſterten Kirchenfürſten, durch den Papſt auf