238 Dom Brandenburg.
unteren Gewölbe des Doms“ bezogenen Stellen find zwar zu allgemein gehalten, um für die Entſtehungszeit der Krypta einen ſicheren Anhalt zu gewähren, indeſſen möchte immerhin vielleicht daraus zu entnehmen ſein, daß der Gedanke an Beſtattungen innerhalb der Domkirche ſchon frühzeitig beſtand. Die nur für hohe Geiſtliche oder ſonſt hervorragende Perſonen gewährte Gunſt einer Beſtattung im Chore des Domes brachte dem Stifte ohne Zweifel erhebliche materielle Vorteile ein. Vielleicht war es dieſe verlockende Ausſicht, abermals, um 1217, einer Unternehmung wieder näherzutreten, die einſt wohl an großen techniſchen Schwierigkeiten oder Zeitmangel geſcheitert war.
Noch andere Gründe mögen für die eingreifende Umwälzung in den Oſtteilen der Kirche mitgewirkt haben. Der Chor, richtiger das Presbyterium, war einſchiffig und bot nur für die Aufſtellung des Hauptaltars ausreichenden Raum. Als einziger Titelheiliger der Domkirche war, wie wir wiſſen, anfänglich St. Petrus verehrt worden. Seit 1183 etwa trat zu ihm der zweite Apoſtelfürſt St. Paulus hinzu. Aber immer entbehrte noch die von den Prämonſtratenſern beſonders hochverehrte Gottesmutter Maria, ja ſelbſt derjenige der heiligen Väter der Kirche, dem die Prämonſtratenſer ſtets eine unverminderte Verehrung bewahrten, St. Auguſtinus, einer würdigen Stätte zur Aufſtellung von ihnen geweihten Altären. Die Kathedrale beſaß keine Seitenapſiden, auch Seitenkapellen anderer Grundform waren im Süden nicht angelegt worden, wohl weil ſie an dieſer Stelle etwas abgelegen geweſen wären; im Norden aber, wo eine Kapelle nur in dem Winkel zwiſchen Chor und Kreuzarm Platz finden konnte, hätte ſie den einzigen für die Sakriſtei geeigneten Platz in Anſpruch genommen und zudem die wegen der zahlreichen nächtlichen Andachtſtunden ſo wünſchenswerte nahe Verbindung des im Obergeſchoß des Kapitelhauſes belegenen Schlafſaales mit dem Presbyterium bedeutend erſchwert. Alle dieſe Schwierigkeiten und alle Not um Raum für Nebenaltäre wurden nun mit einem Schlage behoben, ſobald man eine Krypta mit dem Altare des heiligen Auguſtin und daneben eine Kapelle für die feit alter Zeit zuſammengehörigen Altäre Mariä und Johannis einrichtete. Durch dieſe vorzügliche Löſung wurde über der Kapelle, alſo in gleicher Höhe mit dem Chor, eine außerordentlich günſtige Lage der Sakriſtei und für die Kanoniker eine bequeme Verbindung vom Schlafſaal zum Hochchor erreicht.
Den Anfang machte man mit dem Einbau der Krypta. Dieſe gehört ſowohl wegen ihrer innigen, liturgiſchen Beziehungen zu den übrigen Teilen der Domkirche als auch durch die merkwürdigen Einzelzüge ihrer Konſtruktion und Ornamentik ſowie endlich durch die entſcheidende Bedeutung, welche ſie für die ſchwierige Baugeſchichte des Domes in ſich trägt, zu den wichtigſten Teilen der Kirche und iſt dementſprechend in dieſem Zuſammenhange zu würdigen.;
Aus einer eingehenden Betrachtung ſämtlicher Einzelheiten läßt ſich folgendes Bild von der Entſtehung der Krypta gewinnen. Nachdem man den Grund im Chor und in der Vierung an den in Frage kommenden Stellen ausgehoben, die Fundamente ſo weit wie nötig freigelegt und ſich von der Möglichkeit der geplanten Anlage