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246 Dom Brandenburg.
gerade dicht vor dem Altare ſein würde. Unter dem Drucke der Notwendigkeit, für den zelebrierenden Prieſter die Möglichkeit des unbehinderten Herantretens an den Altar und für die übrigen Anweſenden den freien Blick auf ihn zu ſchaffen, mußte man die an der Apſis geplante Mittelſäule aufgeben und auf Abſtellung des Übelſtandes ſinnen. Es gab nur einen Ausweg: ſtatt der zwei Gurtbögen hier drei Arkaden über zwei Säulen und den Wandpfeilern herzuſtellen. Man errichtete alſo zunächſt unter tunlichſter Schonung des in ſeinem Gefüge davon wenig berührten Apſisgewölbes die dreiteilige Bogenſtellung. Da aber eine Gabelung des ſchweren Gurtes zwiſchen XI und den beiden neuen Stützpunkten in keiner Weiſe befriedigend zu löſen war und man wohl inzwiſchen durch näheres Bekanntwerden mit den leichten Gewölben des neuen Stiles die drückende Schwere der alten peinlich empfand und alle ihre Nachteile jetzt zum vollen Bewußtſein kamen, ſo entſchied man ſich ſchließlich, ſie völlig abzuändern bezw. das ganze Schiff der Krypta mit leichterem und zugleich weiter geſpanntem Rippenwerk zu wölben.
Die Veränderung der Bogenſtellung an der Apſis führte ſelbſtverſtändlich zu einer ganz anderen Aufſtellung der Säulen. Die Evangeliſtenſäule kam nun nicht mehr in die Mitte, ſondern auf ihre jetzige etwas ſüdlichere Stelle bei XIV. Ihr nördliches Gegenſtück fehlte natürlich und mußte neu angefertigt werden. Es gibt ſich durch die leicht bemerkbare Abweichung ſeines Kapitellumriſſes und fein— ver: mutlich zwecks beſchleunigter Ausführung— vereinfachtes Baſeneckblatt zu erkennen. Da man aber die teilweiſe ſchon fertigen alten Gewölbe nun doch einmal der Einheit wegen beſeitigen und auch den ſchweren Gurtbogen zwiſchen Vierung und Langchor abbrechen mußte, um ihn durch eine einzelne weitgeſpannte leichte Rippe zu erſetzen, ſo ließ man ſich die Gelegenheit nicht entgehen, das vielbeſprochene Würfelkapitell mit den merkwürdigen menſchlichen Grotesken, deſſen profane Geſtalten ja auch nicht in die Nähe eines Altars paßten, möglichſt zur Geltung zu bringen und dem Ein— tretenden zur Schau zu ſtellen. Man vertauſchte das Kapitell zu dieſem Zwecke mit einem der früheren Zwillingskapitelle, das nun in die Mitte des Langchores bei XI
kam. Die aus einem Stück gearbeitete Plinthe der Zwillingsſäulen ſieht durch die an
gearbeiteten Baſen dickere Schäfte vor, als dann zur Verwendung gekommen find(Taf. 39). Sie iſt wahrſcheinlich ſchon gleichzeitig mit den Hauptwandvorlagen der Längsſeiten verlegt worden, ehe man die Durchmeſſer der Freiſäulen endgiltig beſtimmt hatte. Über
deren notwendige Maße kam man freilich erſt jetzt bei ihrer Vertauſchung ins Klare.
Während man beim Verlegen jener Zwillingsplinthe mehr der angemeſſenen Er— ſcheinung wegen unter den breiten Doppelgurten noch viel ſtärkere Säulen geplant hatte, ſah man nun ein, daß die Mittelſäule XI für ſich allein die gleiche Laſt wie jene zwei zuſammen zu tragen hatte; ſie erhielt deshalb einen wie es ſcheint neu angefertigten, ſtärkeren Schaft als alle anderen. Für einen annähernd ſo ſtarken Schaft war auch das früher dort befindliche Groteskenkapitell mit ſeinem kräftigen Aſtragal ſchon gearbeitet worden. Bei der Vertauſchung der Kapitelle kam es nun unglücklich genug auf einen der dünneren Schäfte, während ſein Nachbar den ehemals ſtärkſten