Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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248 Dom Brandenburg .

Der nachträgliche Einbau der Krypta verurſachte eine außerordentliche Be­einträchtigung der Höhenverhältniſſe des Altarhauſes, das nach Maßgabe der ungleich hohen romaniſchen Fenſter in der erſten Anlage etwas niedriger als das Querhaus war, ebenſo aber der Vierung, deren Eckpfeiler z. B. dadurch? /s ihrer urſprünglichen Höhe einbüßten und deren lichter Raum durchgehend etwa 4 m an Höhe verlor. Ein Ausgleich der ſo entſtehenden gedrückten Verhältniſſe durch eine entſprechende Erhebung von Decke und Dach war um ſo dringender geworden, als ſich gerade in der ſeit dem erſten Bau verfloſſenen Zwiſchenzeit das Bedürfnis nach hohen lichten Räumen und ſchlankeren Verhältniſſen der Stützen, Bögen und Öffnungen erheblich geſteigert hatte. So brachte denn die Krypta unabweislich auch einen Ausbau der Oſtteile der Kirche mit ſich. Im Einklang mit dem damaligen Stande der Bauweiſe mußte er außer in der Erhöhung des Raumes vor allem auch in deſſen Überwölbung und einer Verlängerung der Fenſter nach oben beſtehen. Das Maß dieſer Erhöhung läßt uns die erhaltene Spur eines ſolchen verlängerten Fenſters an der Nordoſtecke des Langchores durch einen Vergleich mit den danebenliegenden romaniſchen ſofort erkennen Abb. a auf Taf. 38 u. Taf. 40 links neben dem Strebepfeiler). Sie lehrt uns, daß die Er­neuerung ſelbſt auf dieſe Nordſeite mit der Anlage von Fenſtern übergriff, ſoweit das Sakriſteidach, auf das man jetzt nach Einfügung der Krypta ſchon Bedacht nehmen mußte, überhaupt Fenſter zuließ. Der örtliche Beginn dieſer Erneuerung liegt rechts von dieſem Fenſter, leider zumeiſt verdeckt hinter dem weſtlichſten Strebepfeiler, und tritt hier nur noch mit einem kleinen dreieckigen Mauerzwickel hervor. Das frühgotiſche Mauerwerk über dem Fenſter wurde beim ſpätgotiſchen Chorumbau bis dicht an deſſen Spitze abgebrochen, um es mit dem romaniſchen in gleicher Höhe abzugleichen und durch neues zu erſetzen. Ein kleiner horizontaler Abſatz zeichnet deſſen Beginn deutlich an. Die übrigen Chor­fenſter im Oſten und Süden wurden vermutlich in einer jener Fenſterſpur entſprechenden Höhe angelegt; ihre Gewändeausbildung iſt derjenigen der Kryptafenſter verwandt zu denken. Das frühgotiſche Hauptgeſims wird ſie etwa um 1m überragt haben, blieb alſo weit unter dem gegenwärtigen zurück.

Auch von der damaligen Wölbung des Chores laſſen ſich noch geringe Über­bleibſel feſtſtellen. Sie wurde vermutlich ausgeführt, ehe man unten den Einbau der Krypta vollendete. Als es zu deren zweiter Wölbung kam, war die des Hochchores wohl ſchon fertig und man verwendete bei jener unbedenklich die für die Gewölbe des Hochchores zur Anwendung gekommenen Formſteine auch für die Rippen und für die Schildbögen der Krypta; dadurch hat dieſe uns die Profile der frühgotiſchen Chorgewölbe bewahrt. Auch eine Anzahl Schlußſteine iſt allem Anſcheine nach davon erhalten, nämlich drei mit Löwen verzierte im nördlichen Arme des Kreuzgangs. Sie ſind ſpäter, vermutlich beim Erſatz des frühgotiſchen durch den ſpätgotiſchen Chor, frei geworden. Man erkennt ſie an den angearbeiteten Rippenanſätzen, deren Profil nicht zu den jetzigen Kreuzgangrippen, wohl aber zu jenen der Kryptagewölbe ſtimmt. Ein gleicher Schlußſtein liegt noch jetzt außer Gebrauch im ſüdlichen Kreuzarm (Abb. 185).