Domkirche(Baugeſchichte). 249
Dieſer frühgotiſche Umbau erſtreckte ſich, wie aus verſchiedenen Reſten zu ſchließen iſt, auch auf das Querſchiff. Außer den ſoeben angeführten vier Schlußſteinen mit heraldiſchen Löwen gehören zu ſolchen Überbleibſeln: der Stumpf eines runden Eckdienſtes in der Südweſtecke des nördlichen Kreuzarmes mit hohem Rundſockel ſowie Anſätze zu quadratiſchen Eckdienſten im ſüdlichen Kreuzarm, ſchließlich aber noch ein höchſt merkwürdiger Schildbogen nebſt Zwickeleintiefung für den Gewölbeanſatz außen an der Weſtſeite dieſes Kreuzarmes, der nach ſeiner Höhenlage kaum anders gedeutet werden kann als auf die Abſicht, das Langhaus des Domes im Anſchluß an jenen früheren Umbau des Chores zu einer Hallenkirche umzugeſtalten, deren Schiffe annähernd das alte Verhältnis der Schiffsbreiten erhalten haben würden.
Daß der frühgotiſche Umbau des Querſchiffs zu vollſtändiger Ausführung kam, iſt an der Nordweſtecke des Nordkreuzarmes außen über dem Schlaberndorffſchen Erbbegräbniſſe noch ſehr deutlich wahrzunehmen. Die Grenze des dunklen, romaniſchen Mauerwerks iſt unverkennbar, ſie zieht ſich an der Weſtſeite des Kreuzarmes dicht über den Fenſterſpuren hin, um die Ecke herum und mit ſegmentförmiger Krümmung in der Richtung gegen das vierteilige ſpätgotiſche Nordfenſter des Flügels hin. Unmittelbar über dem romaniſchen Mauerreſte dieſer Seite folgt der frühgotiſche, deſſen Grenze gegen das ihn oberwärts umgebende, ſpätere Giebelmauerwerk ſich rechts von der Ecke beginnend in ſcharf gezeichneter, ſteil anſteigender Giebellinie etwa 20 Schichten hoch erhebt und dann in wagerechter Richtung abbricht.
Im gleichen Formencharakter und noch unter Biſchof Gernand wurde nördlich vom Langchor des Domes ein zweiſtöckiger Bau errichtet, der im Obergeſchoß die Sakriſtei enthielt, im Erdgeſchoß aber die„Kluft“ oder Krypta St. Mariä und St. Johannis, die jetzige ſog.„Bunte Kapelle“(Taf. 40 links). Ihr Altar wurde im Dezember des Jahres 1235 durch Rutgerus, den ſpäteren Nachfolger Gernands, als deſſen Vertreter geweiht. Das Breviarium von 1488 führt die„dedicatio criptae beatae virginis an,„quae facta est Anno dom. 1235“(vgl. auch Mader, Antiquitates Brunsw. 1678, S. 275). Die Entſtehung des Baues iſt danach feſt datiert. Für ſeine Länge war die des nördlichen Kreuzarmes der Kirche beſtimmend. Die einfache, aber nicht reizloſe frühgotiſche Faſſade(Abb. 170) an der Oſtſeite des gewölbten Baus war wohl urſprünglich ohne Strebepfeiler errichtet. Die Fenſter ſind ſpitzbogig, von guten Verhältniſſen und kräftiger Gliederung mit tiefen äußeren Niſchen. Die des Obergeſchoſſes ſind paarweiſe angeordnet und waren wohl mit den gleichen Rundſtäben umrahmt wie die Fenſter der Chorkrypta. Die Bogenform ihrer lichten Sffnungen wurde durch die ſpäter eingeſetzten viereckigen Fenſter entſtellt. Jetzt haben ſie wieder ihre urſprüngliche Geſtalt(Abb. 170). Die ſenkrechten Teile der Rundſtäbe ſind bei ihnen als Säulchen ausgebildet, deren Kapitelle mit romaniſchem Blattwerk teilweiſe im 19. Jahrh. in alter Form erneuert ſind..
Das Innere iſt in jedem der beiden Stockwerke mit vier Kreuzgewölben überdeckt. Ihre Gurte ſind einfach rechteckig, die ſchweren Kreuzrippen im Erdgeſchoß gefaſt. An den Wänden ruhen jene auf Kragſteinen, dieſe auf dünnen Eckſäulchen.