Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
269
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Domkirche(Innere Ausſtattung).

al Sl

s 1,.,

.

Abb. 186. Domkirche. Baldachin von einem Schnitzaltar an der Südwand des Antiquariums.

Innere Ausſtattung.

Hochaltar. Spätgotiſcher Flügelaltar von 1518. Der Schrein(Taf. 44) iſt 2,0 m breit und enthält unter einer reichen Baldachinarchitektur drei meiſterhaft geſchnitzte Figuren: die Himmelskönigin mit dem Kinde auf der Mondſichel(mit Menſchengeſicht), ſtehend und von Strahlenglorie umgeben, von zwei kleinen ſchwebenden Engeln gekrönt. Der auf ſchlankem Halſe getragene Kopf iſt ausgezeichnet durch eine ſehr hohe gewölbte Stirn, lockiges Haar fällt vom Scheitel auf die Schultern herab. Der Körper iſt von ſehr ruhiger Haltung und vom Gewande und Mantel in reichem Faltenwurf umrahmt. Das auf den Händen der Maria ruhende Chriſtuskind wendet den Rumpf aufrecht nach vorn, was eine etwas gewaltſame Biegung des Körpers zur Folge hat. Zur Linken ſteht Petrus mit Schlüſſel und Schriftrolle in den Händen. Der Kopf mit dem bezeichnenden Haar und Bart iſt erheblich lebensvoller als der der Maria. Die weitaus gelungenſte der drei Geſtalten iſt jedoch der Paulus auf der rechten Seite des Schreins, eine prächtige, markige Figur, welche die Arme in ruhiger Entſchloſſenheit auf das lange Schwert ſtützt. Von dem ritterlichen Kopfe wallt ein am Kinn geteilter langer, grauer Bart auf die Bruſt herab. Den oberen Teil des Schreins füllt das üppige Baldachinwerk, deſſen zierliche Architekturformen ſich in ſchwungvollen Biegungen bewegen. Es iſt wie der Grund des Schreins und die Gewänder der Figuren ganz vergoldet und zeigt nur einige blaue Unterſichten und Tiefen, wie auch die Gewänder nur hie und da durch blaue oder grüne Innenſeiten und durch das blaue Kleid der Maria Abwechſelung erhalten; doch iſt die Bemalung im 19. Jahrh. erneuert. An zwei kleinen Wappenſchilden der Baldachine ſteht die Jahreszahl 1518 und am Fußbrett des Schreins:Anno dlomilni: 1518. Suh · ¶lominol · Valentino Abbate. in gotiſchen Minuskeln. Dieſe Inſchrift erklärt ſich daraus, daß der Schrein aus dem Kloſter Lehnin ſtammt, von wo er bei Aufhebung des Kloſters nach Berlin kam. Kurfürſt Joachim II. überließ ihn dann dem Brandenburger Kapitel; doch erſt 1723 bei der Umgeſtaltung der Ausſtattung des Domes erhielt das wertvolle Werk ſeinen jetzigen Platz(gl. Gebauer in den Jahresberichten d. Hiſt. Ver. z. B. 1904, S. 73).