Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
271
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Domkirche(Innere Ausſtattung).

Abb. 188 Domkirche. Geſchnitzter Fries vom jetzigen Hauptaltar.

Wernicke imBär 1878, S. 4 ff.) einen höchſt eigenartigen Aufbau aus einem mittleren hohen, in ſpitzem Helm endigenden Tabernakel(Abb. 187) und zwei ſeitlichen Schreinen, die zu einer Gruppe von maleriſchem Umriſſe vereinigt waren. Sämtliche Hauptteile dieſes Aufbaus ſcheinen noch erhalten zu ſein. Die beiden Schreine(Taf. 47 A und B) mit ihren bekrönenden Wimpergen ſind als friesartiger Schmuck der Abſchluß­wand neben dem jetzigen Hauptaltar angebracht. Die Bemalung iſt auch an ihnen erneuert. Die der Mitte zugewendeten Enden der beiden Teile enthalten als Haupt­figurengruppe die Krönung Mariä durch Chriſtus in halber Lebensgröße. Neben ihnen, nach außen zu, ſind noch je zwei Heilige(drei Apoſtel und ein Biſchof) an­geordnet. Die ebenfalls mit Wimpergen bekrönten Flügel der Schreine ſchließen jetzt dieſe mit dem Hauptaltar zu einer Bilderwand von reichſter Wirkung(ſiehe das Chorinnere auf Taf. 37 u. 40) zuſammen.) Ihre Flächen ſind in zwei Reihen über­einander mit kleinen Heiligenfiguren unter Kleeblattbogen beſetzt, welche auf der Vorderſeite geſchnitzt, auf der Rückſeite aber gemalt ſind. Die unter ihnen befindlichen Heiligen Sigismundus, Vitus und Wenceslaus deuten auf den böhmiſchen Urſprung des Werkes(Wernicke a. a. O.). Nicht mehr an ihrer urſprünglichen Stelle, ſondern im Antiquarium befinden ſich die nachſtehenden Teile des urſprünglichen Hauptaltars. Die gemalten Flügeltüren der Predellen der Schreine(Taf. 48) ſtellen folgende Szenen aus dem Leben des Petrus und des Paulus dar: auf der einen Langſeite Petri Fiſchzug, Befreiung aus dem Kerker, domine quo vadis, und auf der Schmalſeite das Martyrium Petri; auf der anderen Langſeite Pauli Bekehrung, Taufe, Predigt vor den Juden, und auf der Schmalſeite ſeine Hinrichtung. Dieſe figürlichen Dar­ſtellungen in Temperamalerei auf Goldgrund ſind farbenreiche Kompoſitionen, deren Farbengebung indeſſen etwas einſeitiger Art iſt, inſofern z. B. blau darin vollſtändig fehlt, rot, grün und weiß hingegen vorherrſchen. Die Zeichnung erſcheint recht altertümlich. Das Tabernakel(Abb. 187), welches einſt die Mitte der ganzen Gruppe einnahm, iſt wie die Schreine aus Holz und ganz vergoldet. Der Fuß iſt

mit Blattwerk bemalt und einem Kelchfuß ähnlich eingezogen. Der ſechseckige

Körper beſteht in einem Aufbau aus zwei laternenartigen Stockwerken von ſehr ſchlanken Verhältniſſen, die oben ein ſpitzer krabbenbeſetzter Helm ab­

) Dieſe Seitenflügel ließen(nach einer aufgemalten Inſchrift) einige Domherren i J 1728

anſetzen und die ganze Bilderwand renovieren.