Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
306
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Dom Brandenburg.

Abb. 219. Domkirche. Gemalte romaniſche Frieſe in der Bunten Kapelle.

find. Dieſe Köpfe find fo um die in das Innere führenden Abzugsröhren des Regen waſſers, das durch das Dach dringt, gemalt, daß deren Sffnung jedesmal den Mund eines Kopfes bildet(Abb. 28). Die Tracht der Köpfe bezw. Bruſtbilder deutet auf das 15. Jahrh. als Entſtehungszeit. Solche Köpfe waren Anfang des 19. Jahrh. im nördlichen Kreuzflügel des Domes noch ſichtbar, wie v. Minutoli (Denkmäler mittel­alterlicher Kunſt, S. 24) berichtet. Die im Chore befindlichen wurden bei der Wieder

herſtellung des Innern i. J. 1892 aufgefriſcht(vgl. Jahresber. des Hiſt. Ver. zu B., 1894, S. XXIVH.

Eine volle Ausmalung ſcheint nur die Bunte Kapelle beſeſſen zu haben. Die figürlichen Bilder an den Bogenfeldern der Wände find gegenwärtig bis zur völligen Unkenntlichkeit vergangen. Die Vermutungen Wernickes über die dargeſtellten Gegen­ſtände ſiehe in Bergau, S. 202. Die ornamentalen Malereien der Kapelle, welche in den Jahren 1895 und 18965 durch Auguſt Oetken erneuert wurden, ſtammen aus zwei verſchiedenen Zeiten. Der Übergangszeit, alſo der Zeit der Bauausführung, gehören die Frieſe verſchiedener Zeichnung an, welche die Wandflächen in Kämpfer­höhe teilen(Abb. 219 und 220), ferner wohl die ſtiliſtiſche Marmorierung der Gurte und die Ornamentmuſter an den Diagonalrippen. Der Spätgotik ſind hingegen die in rot, grün und ſchwarz ausgeführten Ranken der Gewölbekappen zuzuweiſen.

Altere Aufnahmen dieſer ornamentalen Malereien aus der Zeit vor ihrer Erneuerung ſtammen von Brecht; ſie befinden ſich im Nachlaſſe des Konſervators v. Quaſt und in v. Minutoli, Denkmäler mittelalterlicher Kunſt 1836, Lfg. l, und Taf. IX, Fig. 2. Neuere Aufnahmen von Oetken ſiehe in Borrmann, Aufnahmen mittelalterlicher Wand⸗ und Deckenmalereien in Deutſchland , Taf. 33, 34 und 55.

Von den ehemals in den Chorfenſtern des Domes befindlichen Glasmalereien ſind nur wenige Reſte erhalten und im mittleren Fenſter zuſammengeſtellt(Taf. 64). Die Bogenfelder und die vier oberen horizontalen Reihen nehmen ornamentale Stücke verſchiedener Art ein. Sie beſtehen in ſieben verſchiedenen, z. T. ſehr reizvoll ent­worfenen aufſteigenden Frieſen aus meiſt geometriſchem Grundſchema in Verbindung mit naturaliſtiſch behandelten Blättern und Ranken. Vier andere Felder nehmen architektoniſche Motive ein, drei von ihnen im beſonderen ſteile Wimperge, deren Kanten mit Blättern beſetzt ſind. Die ſchöne vollfarbige und doch ruhige Wirkung iſt leider auch hier durch eine Anzahl ungeſchickt eingeflickter Erſatzgläſer zerriſſen.