Dom kloſter(Kreuzgang und Konventgebäude, Oſtflügel). 343
zeigt die in Abb. 235 erſichtliche merkwürdige Gliederung in Form eines halben Vierblatts mit allmählich ausgekragten Wandvorlagen. Auf ſeiner Scheitellinie errichtete man im Erdgeſchoß eine eigenartige Bogenſtellung, deren Pfeiler ohne Kämpfer in die tiefanſetzenden Bögen übergehen. Darauf ruhte die Balkendecke. Der Fußboden iſt mit Tonflieſen von 22 em im Quadrat belegt. Dieſe kellerartige Bauweiſe im Innern ſowie die einfachen, gegenwärtig meiſt vermauerten Stichbogenfenſter ſcheinen das Erdgeſchoß als eine Anlage für irgend einen wirtſchaftlichen Betrieb zu kennzeichnen. Am nächſten liegt der Gedanke an eine Kelterei. Das Demkapitel beſaß, wie wir wiſſen, am Marienberge einen Weinberg. Deſſen Erträge mußte es ſelbſtverſtändlich in eigner Kelterei verarbeiten und die gewonnenen Weine pflegen können.“) Kellereien find an dieſer Stelle häufig, ohne daß ſich indeſſen ihre beſondere Verwendung immer nachweiſen ließe. Der erwähnte Umbau umfaßte nicht nur den über den Nordflügel hinausſchießenden unterkellerten Teil, ſondern reichte, wenigſtens im
Erdgeſchoß, ſoweit wie der einſtige romaniſche Bau. Das läßt ſich für den Teil der in der Verlängerung des Nordflügels liegt, trotz nochmaligen ſpäteren Umbaus in den Lücken des Verputzes noch deutlich an den Spuren der Stichbogenöffnungen an der Gartenſeite erkennen.
Das Obergeſchoß der Spiegelburg dürfen wir uns als ein„Promptuarium oder eine„Camera“ vorſtellen, d. h. als Räume zum Aufbewahren von Vorräten und Gegenſtänden des täglichen Verbrauchs, namentlich von Wäſche, Kleidern und Schuhen. Räumen für ſolche Zwecke begegnet man anderwärts unter den angeführten Bezeichnungen öfters an dem von der Kirche abgelegenen Teile des Oſtflügels. Eine den Akten des Domarchivs entſtammende Nachricht, welche der Verfaſſer einer mündlichen Mitteilung des Herrn Dr. Gebauer verdankt, enthält die Anweiſung, daß die Fenſter der Spiegelburg wegen der darin aufbewahrten Gegenſtände gut verwahrt werden ſollten. Die hierin ausgeſprochene Benutzung der Spiegelburg zur Aufbewahrung von Gegenſtänden berechtigt, auch in Brandenburg das Promptuarium oder die Camera in dieſen Räumen anzunehmen. Nach den mehrfach genannten älteren Plänen und einzelnen Spuren, welche der alte Putz noch erkennen ließ, hatte das Oberge— ſchoß ſchmale Spitzbogenfenſter, die zu zweien unter einem Spitzbogen gekuppelt waren. Was dieſen zweiten Umbau im Laufe des 15. Jahrhunderts verurſacht haben kann, entzieht ſich unſerer Kenntnis. Es handelte ſich anſcheinend um die Herſtellung eines großen ſtattlichen ſaalartigen Raumes mit gewölbter Decke und beſſerer architektoniſcher Ausſtattung der Fenſter als am früheren Beſtande. Die Fenſter ſind noch faſt unverſehrt erhalten und wäre der Raum nicht als Rumpelkammer im Großen mißbraucht und„bis ans hohe Gewölb hinauf“ mit Möbeln, Backſteinhaufen und „Urväter-Hausrat“ vollgepfropft, fo würde er noch heute einen prächtigen Eindruck
) Wenn andere— franzöſiſche und deutſche— Klöſter in bevorzugten Weingegenden beſondere Keltereien außerhalb des Konventes beſaßen, ſo finden wir in Gegenden von mäßigem Weinbau die Kelterei auch zuweilen an dieſer Stelle, am äußerſten Ende des Oſtflügels; ſo z. B. in Pontigny, wo die„pressoirs“ nech weiter hinausgeſchoben(find als hier(Viollet le Duc, Dict. de Arch. l, 273 und Fig. 8).