Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
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344
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Dom Brandenburg.

machen und uns, wie fo manche andere gotiſche Halle, Bewunderung einflößen vor der geſunden gediegenen Bauweiſe, die hier aufs innigſte mit edler maleriſcher Wirkung verbunden iſt. Nach Lage, Größe und Aus: ſtattung des Raumes kann kaum ein Zweifel ſein, daß wir in dem auf drei Pfeilern kreuz­gewölbten Saale eine Bruderhalle oder Fraternei zu ſehen haben, alſo einen Aufent­haltsort und Arbeitsraum der Konvent brüder für die Zeiten, wo ihre geiſtlichen Pflichten ſie nicht zu den Altären riefen (auf Taf. 43 mit Winterrefektorium be­zeichnet, vgl. S. 346 oben).

Vor den quadratiſchen, an den Ecken abgefaſten Kern der Pfeiler legen ſich profilierte Vorlagen. Dieſe Gliederung der Stützen folgt ohne Kämpferunterbrechung den zu ſpitzen Scheiteln aufſteigenden Linien der mittleren Gurtbogenreihe. An den Wänden ruhen die Rippen auf einfachen, z. T. mit Blattreihen geſchmückten Konſolen. Die Schlußſteine ſind meiſt mit Roſetten verziert. Die geraden Gewände der zwei- und drei teiligen Spitzbogenfenſter haben abgerundete Ecken und in mittlerer Tiefe das ſeit dem 14. Jahrhundert gebräuchliche Verglaſungs­profil aus drei Wülſten und Glasfalz. Von dem einſtigen Pfoſtenwerke ſind nur noch die Anſätze zu ſehen. An die Stelle der früheren breiten und flachen Strebepfeiler traten damals zwei tiefe, aber weniger breite, wie ſie der ausgereiften Gotik eigen ſind. Die einfache Zugangstür vom Kreuzgang her hat nur gefaſte Kante. Die einzige Tür der Nordwand entſtand als neuerer Durch­bruch. Die Nordoſtecke des Raumes fällt auf durch eine beſondere ſchmale Sffnung in der Außenmauer, die hier innen und außen neben dem Strebepfeiler erheblich verſtärkt iſt. Merkwürdig iſt auch ein einfacher viereckiger Pfeiler, der am ſüdlichen der drei Mittelpfeiler angelehnt und deſſen Bedeutung noch unerklärt iſt(ſiehe den Grundriß Tafel 43).

Gleichzeitig mit der Einrichtung der Fraternei wurde auch der ſüdlich benach barte Raum, das Auditorium, mit Gewölben verſehen. Unter den Schlußſteinen

Abb. 243. Gewölbekragſteine im ehemaligen Auditorium des Domkloſters(Oſtflügeh.