Domkloſter(Kreuzgang und Konventgebäude, Oſt⸗ und Nordflügeh. 345
findet ſich einmal die gleiche Roſettenform wie dort. Die dort vereinzelten Blattkonſolen treten hingegen hier überall und in reicher Abwandlung der Motive auf (Abb. 243). Im übrigen mußten die Gewölbe, zumal die Gurte, eine andere Ausbildung erhalten, weil man hier die alte, bereits vom erſten Umbau her vorhandene Bogenſtellung benutzte..
Die den Oſtflügel in rückläufiger Richtung von Norden her ſtückweiſe überziehende, nachträgliche Einwölbung erreichte endlich auch den neueren, am Durchgange belegenen Kapitelſaal. Die gekünſtelte, bizarre Art der Wölbung, welche aus netzförmig geordneten, rippenloſen Zellen in Dütenform beſteht, gleicht der in der Peterskapelle beim Dome vollſtändig, ſelbſt in der Sechseckform des Mittelpfeilers, und gehört der Zeit um 1500 an. Michaelis(Feſtſchrift, Seite 88) ſpricht daher die Vermutung aus, daß ihre Ausführung gelegentlich der Aufgabe des gemeinſamen Lebens der Domherren i. J. 1507 erfolgt ſein möchte.
In der Folgezeit und zwar etwa zwei Jahrhunderte lang ruhte dann hier die Bautätigkeit. Sie wendete ſich nach der„Transmutation“ begreiflicherweiſe von dem alten Konventbau und ſeinen engen Zellen ab und ließ ſich vor allem die Einrichtung der Kurien angelegen ſein, in welchen die Domherren hinfort jeder für ſich lebten.
Erſt die Einrichtung der Ritterakademie führte im Laufe des 18. Jahrhunderts wieder zu Abänderungen am Oſtflügel. Zu ihnen gehören die Vergrößerung der Fenſter, das Manſarddach mit den zahlreichen Dachfenſtern und die Erhöhung des nördlichen Teiles um ein Stockwerk.
Im oberen Gange des Oſtflügels befinden ſich ſechs ſtark nachgedunkelte Bildniſſe von preußiſchen Königen und brandenburgiſchen Domherren des 18. Jahrhunderts. Darunter das Bruſtbild des Kanonikus Ludolf von Strang, bezeichnet„G. de Clerk pinxit 1710“ und das Bildnis des Dechanten, Generalfeldmarſchall Fr. Wilh. von Grumbkow in ganzer Figur.
Gegenüber dem nördlichen Gange iſt eine Marmorbüſte des Akademiedirektors J. D. Arnold, von Gottfried Schadow aus dem Jahre 1806, aufgeſtellt.
Nordflügel. Der nördliche Zug der Konventgebäude war der Kirche am entlegenſten und enthielt deshalb gewöhnlich diejenigen Räumlichkeiten, die ſich mit der Würde und Heiligkeit des Gotteshauſes am wenigſten vertrugen, wie Küche und Speiſeſaal. Sein Oſtende ſchloß im Erdgeſchoß zunächſt meiſtens einen Raum in ſich, der durch feinen Zweck im gewiſſen Sinne noch zum Oſtflügel gehörte. Es war das calefactorium oder die Wärmſtube. Um ihre nicht zu unterſchätzende Bedeutung im Leben der Mönche zu ermeſſen, muß man ſich die Unbilden gegenwärtig halten, welche der Kirchendienſt mit ſeinen nächtlichen Stundengebeten zur kalten Winterszeit mit ſich brachte. Kehrten die Brüder von dort zurück, ſo bedurften ſie der Wärmſtube zur Belebung der erſtarrten Glieder. Sie mußte auch dazu dienen, das kalte Dormitorium mit ſeinen vielen ſchlecht verwahrten Fenſtern zu temperieren, und damit war ſeine Lage in deſſen Nähe erforderlich. Ebenſo war die Fraternei im Oſtflügel, der