Teil eines Werkes 
Bd. 2, Teil 3 (1912) Die Kunstdenkmäler von Stadt und Dom Brandenburg / unter der Schriftl. des Theodor Goecke bearb. von Paul Eichholz. Mit Einl. von Willy Spatz und Friedrich Solger
Entstehung
Seite
346
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346.; Dom Brandenburg.

Aufenthaltsort der Brüder am Tage, auf die Wärmequelle angewieſen. Sie wurde durch deren Nachbarſchaft der wohnlichſte Raum der Klauſur und deshalb auch in Brandenburg ſicher oft als Winterrefektorium benutzt. Dieſe Bezeichnung führt ſie daher noch auf einem älteren Plane vom Ende des 18. Jahrhunderts im Domarchiv und noch heute an dem dafür dienenden Schlüſſel. Übrigens iſt ein Refektorium in verſchiedenen Klöſtern an dieſer Stelle nachweisbar. Die eigentümlich ausgebildete Tür, welche den Saal mit der Wärmſtube verband, iſt noch gut erhalten. Sie läßt über ihrem Stichbogen den gleichgeformten Anſatz eines Tonnengewölbes erkennen. Die innere Einrichtung der Stube iſt im übrigen durch vielfache neuere Umbauten vollſtändig zerſtört. Sie wurde vermutlich gleichzeitig mit der Fraternei erbaut oder doch damals mit ihr neu hergerichtet. Ihre Ausdehnung nach Weſten iſt noch jetzt an einem kleinen Abſatz und der von hier ab etwas veränderten Flucht der Nordfront kenntlich.

Der größte Raum im Erdgeſchoß des Nordflügels war das Refektorium, der Speiſeſaal der Brüder; im Anfange des 19. Jahrhunderts befand ſich darin die zur Brauerei gehörige Malzdarre, bis 1906 diente er als Turnhalle der Ritterakademie, jetzt ſteht der Raum größtenteils leer, ein Teil iſt als Maſchinenraum abgetrennt. Seine kühle, ſonnenloſe Lage gegen Norden war dem Zwecke für den Sommer ebenſo günſtig wie die Nachbarſchaft der Wärmſtube für den Winter. Über die Lage des Refektoriums an dieſer Stelle kann ſowohl nach den alten Bauvorſchriften der verſchiedenen Orden als nach der Analogie einer großen Zahl ausgeführter Klöſter gar kein Zweifel ſein.) Trotz der erheblich geringeren Breite der Räume dieſes Flügels war doch eine Wölbung in zwei Schiffen durchgeführt, deren Spuren man noch rings an den Wänden verfolgen kann. Die Länge des Saales umfaßt vier Joche. Die Längsteilung der Gewölbe iſt enger als im benachbarten Kreuz­gange, wie es die Breite der Wärmſtube ergab. Die Rippen ruhten auf drei mittleren Pfeilern, an den Wänden wohl auf Konſolen. Zwei Türen führten vom Kreuzgange hinein. Die Wand an dem weſtwärts anſchließenden Eingange zur Klauſur zeigt auf beiden Seiten eine architektoniſche Gliederung durch Liſenen und Stich bogenblenden, auch zwei Türöffnungen, deren Bedeutung nicht mehr feſtzuſtellen iſt. Sie liegen etwa 50 em unter Fußboden und könnten wohl am eheſten noch als Türen zum Keller erklärt werden, der hier mit einigen kleinen, vielleicht für Flaſchen­weine dienenden Abteilungen beginnt und ſich mit einer Unterbrechung(unter der Eingangshalle und der nächſten Achſe) bis gegen das Weſtende des Flügels erſtreckt.

Die äußere Tür des Klauſureingangs hat nicht mehr die alte Form; doch konnte der Verfaſſer vor der letzten Putzerneuerung die des dicht daneben befindlichen ſchmalen Auslugfenſters aufnehmen(Abb. 244), das ſehr dem Fenſterchen im Pförtner­raum am Durchgange zum Garten ähnelt. Es läßt keinen Zweifel darüber, daß

. ) Gebauer(eſtſchrift, S. 44, Anmerk.) hält es fürhöchſt wahrſcheinlich, daß ſich das Refektorium im Obergeſchoſſe dieſes Nordflügels befunden habe. Für eine ſolche ſonſt niemals vorkommende Lage im

Obergeſchoſſe liegen indeſſen auch hier keine Anzeichen vor.