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festigte Ansiedlungen gesichert waren, militärisch verwalten ließ. So gelang es Gero, von der Elbe und Elster aus, im Süden und Südosten des Slawenlandes siegreich bis zur Havel, Spree und Neiße vorzudringen und hier festen Fuß zu fassen, worauf tz die Bistümer Meiß en (948) un d Brandenbu rg (949) als Stü punkte der deutsch-christlichen Kolonisation gegründet und die umliegenden Gebiete mit entsprechenden Befestigungen versehen wurden. Ungefähr um die gleiche Zeit unternahm Markgraf B illung einen Vorstoß über die Elbe in den Norden und Nordosten des Wendenlandes, und es glückte ihm, das Gebiet der Abotriten bis zur Ostsee und bis zur Peene hinauf zu unterwerfen. Er scheint hier gleich gute Erfolge wie Gero im Süden erzielt zu haben, denn Kaiser Otto I. gründete im nördlichen Teile des slawischen Gebiets, neben dem Bistum Oldenburg, an der Elbe und Havel das Bistum Havelberg (9 4 6 ) und wies diesem das Wendenland bis zur Ostsee als Wirkungsgebiet zu. Die in den unterworfenen Gebieten angelegten deutschen Militärstationen und Burgen, die deutschen Ansiedlungen, die Bistümer und andere von der Kirche gegründete Niederlassungen haben sich als Stützpunkte für die Ger- manisierung des Wendenlandes und für die Ausbreitung des Christentums unter den heidnischen Slawen vortrefflich bewährt: dis strategischen und kirchlichen Unternehmungen um die Mitte des 10. Jahrhunderts haben den ersten Grund zu der späteren Kolonisation und zu der endgültigen Unterwerfung des Slawenlandes gelegt. Die damals gegründeten Grenzmarken, die Nordmark zwischen Elbe und Jetzel und n die Ostmar k zwischen Elster, Spree und Neiße, habe auch späterhin als Ausgangspunkte für die Eroberung der ostelbischen Lande gedient.
Aber alle diese Erfolge waren zunächst nur Scheinerfolge: die Slawen waren noch zu tief im Glauben der Väter befangen und wurden von ihren Fürsten und Priestern immer wieder zum Rachekriege gegen die deutschen Eroberer aufgestachelt, so daß an eine ständig fortschreitende und. bleibende Unterwerfung des slawischen Gebiets nicht zu denken war. Den Empörungen einzelner Volksstämme unter den Nachfolgern Geros folgten bald größere Aufstände des gesamten Wendenvolkes, und in den großen Rachezügen der Slawen im Jahre 983, bei dem Havelberg und Brandenburg von den Liutizen erobert und zerstört wurden, und im Jahre 1056, bei dem die Deutschen in der blutigen Schlacht bei Pritz- lawa von den Slawen vollständig besiegt wurden, gingen die Kulturarbeit eines ganzen Jahrhunderts und die Errungenschaften der umsichtigen Politik Kaiser Ottos I. und Geros wieder verloren. Auch die in der folgenden Zeit unternommenen Versuche, die verlorenen Vorteile wiederzugewinnen, waren vergeblich: weder die Kriegszüge einzelner Fürsten und Ritter, noch die Kreuzzüge größerer Heere konnten dauernde Erfolge erringen, das Wendenland blieb vorläufig der deutschen Kultur verschlossen. Erst jener langjährige Eroberungskrieg, der im 12 . Jahrhundert unter der Leitung der Askanier begonnen und bis ins 13. Jahrhundert hinein fortgeführt wurde, sollte zu dem gewünschten Ziele führen.1)
1) B. Guttmann, Die Germanifierung der Slaven in der Mark in: Forschungen zur Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Bd. 9 (1897).