Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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niter und der Templer, zur Übersiedlung in das Kolonisationsgebiet bewogen, und die Komtureien dieser Orden dienten bald ebenfalls als Ausgangspunkte für die Verbreitung deutscher Kultur und Sitte unter den slawischen Bewohnern des Landes.

Das gewaltige Werk, das Albrecht der Bär begonnen hatte, wurde von seinem Sohne Otto I. (11701184), den der Vater schon früh tätigen Anteil an der Ver­waltung der Mark nehmen ließ, in geeigneter Weise fortgeführt.

Das Gebiet, das ­ Otto nach dem Tode seines Vaters (1170) übernahm, um faßte die alte Nordmark zwischen Drömling und Elbe, das Brizanerland, nördlich der Elbe zwischen Eide und Dosse, das Dossanerland am Dossebruch, das Land Schollene unterhalb der Havelmündung, den Havelgau vom Rhin und vom Luch bei Friesack und Nauen bis nach Brandenburg und Potsdam hinunter, die Zauche zwischen Nuthe und Plane bis Briezen und Luckenwalde, aber ohne die Grafschaft Belzig, die Ottos Bruder Bernhard gehörte, und die Gegend um Ziesar zwischen Plane und Ihle. Im großen und ganzen war also der westliche Teil der heutigen Mark Brandenburg, die Prignitz, das Havelland und die Zauche, sowie die Altmark der deutschen Herrschaft unterworfen, und da die Brandenburg so ziemlich in der Mitte der neuen Erwerbungen lag und der be­deutendste Ort im westlichen Wendenlande von jeher gewesen war, so verlieh . Otto I dem Orte Stadtrechte und erhob ihn zugleich zur Hauptstadt der westlichen Marken. Die östliche Grenze dieses Gebiets gegen das Wendenland bildeten, von Norden beginnend, das Dossebruch, das Havelländische Luch, die Havel zwischen Span­dau und Potsdam und die Nuthe bis nach Luckenwalde hinunter, und diese Grenze war durch Burgen und Militärstationen, wie Lenzen, Putlitz, Wittstock, Wusterhausen, Friesack, Nauen, Spandau, Potsdam, Saarmund, Beuthen und Trebbin, hinreichend geschützt.

Gleich seinem Vater hatte auch Otto I. erkannt, daß deutsche Kultur und christliche Gesinnung unter den Wenden besser und nachhaltiger durch friedliche Koloni- sation und Urbarmachung des Landes als durch die Schärfe des Schwertes und durch allzu strenge Maßregeln befestigt werden könnten. Er hat deshalb außer einem Kriegs- zuge gegen die Pommern (1177) keine Feindseligkeiten gegen die Slawen unternommen und sich während seiner Regentschaft mehr mit Wirtschafts- als mit Eroberungs­politik befaßt. Von einer Erweiterung des markgräflichen Gebiets unter der Regie­rung Ottos I. berichten die zeitgenössischen Quellen nichts, doch schließt dies nicht aus, daß Vorstöße von Kolonisten über die Havel und Nuthe nach Osten hin gemacht und einzelne deutsche Kolonien im Barnim und im Telt ow bereits a gelegt worden sind.

Ottos Tätigkeit beschränkte sich darauf, das von seinem Vater eroberte Gebiet durch Befestigungen zu sichern und durch Gründung von Dörfern, Städten und Klöstern und durch Anlegung von Handelsstraßen immer mehr dem Deutschtum zu erschließen, und neben deutschen und holländischen Bauern und einer zahlreichen deutschen Ritterschaft zog er Mönche und Laienbrüder des Zisterzienser- ordens nach der Mark und überwies ihnen umfangreiche Landstrecken zur Urbar-