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machung und Bewirtschaftung.1) Unter seiner Regierung wurden die Zisterzienserklöster Zinna (1171) irn Jüterboger Lande, das dem Erzbistum Magdeburg ge hörte, und Le hnin ( 118 0) im Havellands gegründet, von denen aus in den nächsten Jahrzehnten die Segnungen deutscher Kultur und die christliche Lehre in die umliegenden Gegenden getragen wurden. Die slawische Bevölkerung, die neben den deutschen Kolonisten die neuerworbenen Landstriche bewohnte, lernte bald die Vorteile der deutschen Kolonisation und Verwaltung erkennen, sie faßte Zutrauen zu den deutschen Einwanderern und trat mit ihnen in näheren Verkehr, und die Folge war, daß deutsche Kultur und deutscher Handel, christlicher Glaube und christliche Sitte Anklang und Verbreitung unter den Wenden fanden, und daß allmählich eine Verschmelzung der deutschen und der slawischen Bevölkerung in den Ländern östlich der Elbe vor sich ging, die den Kern des späteren märkischen Volkes bildete, eine Vereinigung, die von Bedeutung für den Fortbestand der deutschen Kulturarbeit war.
Unter dem ältesten Sohne und Nachfolger Ottos, unter dem Markgrafen Otto II. (1 184—1205), schritt die Kolonisation des Wendenlandes rüstig vorwärts, und das markgräfliche Machtgebiet wurde nach Norden bis in die Gegend der oberen Havel ausgedehnt. Otto II. konnte sich zwar um die wirtschaftlichen und kirchlichen Verhältnisse des Landes nicht in dem Maße wie seine Vorgänger kümmern, da er durch mannigfache Reichsangelegenheiten und durch seine Kämpfe gegen die Welfen und die Dänen sehr in Anspruch genommen wurde, aber sein siegreicher Feldzug gegen die Dänen (1195) diente dazu, sein Ansehen bei den slawischen Völkerstämmen zu erhöhen, so daß sie keine Auflehnung wagten, und außerdem war unter der Regierung Ottos I. bereits ein brauchbarer Stamm von Beamten und Kolonisten herangebildet und der Landesanbau in den neuerworbenen Gebieten so weit gefördert worden, daß die Anwesenheit des Markgrafen dort nicht unbedingt erforderlich war. Unter der Regierung Ottos II. wurden die sandigen Landinseln im Havelländischen Luch, der Glin und der Bellin, ferner der südöstliche Teil der späteren Grafschaft Ruppin, das Land Löwenberg, und in der südlichen Uckermark die Insel Zehdenick der Mark Brandenburg angegliedert und der deutschen Kultur erschlossen. Die nach Norden vorgeschobene Grenzlinie wurde durch Burgen und Warten, wie Ruppin, Kremmen und Zehdenick, befestigt, und in den neuerworbenen Landstrichen nahm die Besiedlung und die deutsche Kulturarbeit ungehindert ihren Fortgang. Einen Mißerfolg hatte die Politik Ottos II. allerdings zu verzeichnen, da er wegen der Abtretung des Landes Schollene an das Erzstift Magdeburg mit seinem Bruder Albrecht in Streit geriet und den ihnen deswegen drohenden Bannfluch des mächtigen Kirchenfürsten nur dadurch abwenden konnte, daß er nebst dem Bruder von die Lehnshoheit des Erzbischofs Magdeburg über ihre Erbgüter und Teile des brandenburgischen Landes anerkannte (1196), ein Schritt, der von den schwerwiegendsten Folgen für die fernere Landesentwicklung der Mark sein sollte.
Mit seinen nordöstlichen Nachbarn, den slawischen Pommernfürsten,
1) F. Winter, Die Zisterzienser des nordöstlichen Deutschlands, 3 Bde. (1868—18 7 1).