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Nun wurden die Städte Strasburg, Templin und Angermünde als deutsche Orte angelegt, die bereits von Barnim I. gegründete Stadt Prenzlau wurde von den Markgrafen mit neuen Privilegien ausgestattet und die Gegend zwischen der oberen Havel, Randow und Finow mit deutschen Kolonisten besetzt. Außerdem wurden den Zisterziensern, den bewährten Kulturträgern im Wendenlande, ausgedehnte Landstriche zur Urbarmachung überwiesen, und von diesen außer den Nonnenklöstern Zehdenick, Seehausen und Friedland das Mönchskloster Chorin (1258 als Kloster Mariensee errichtet) gegründet. Dieses Kloster, das Mönche aus Lehnin (1273) erbauten und einrichteten, erhielt reichen Grundbesitz zugewiesen und bildete in den folgenden Jahrzehnten den Ausgangspunkt für die Verbreitung deutscher Kultur und christlicher Lehre im Uckerlande, das gegen das Ende des 13. Jahrhunderts als ein völlig dem Deutschtum zurückgewonnenes Gebiet betrachtet werden konnte.
Fast um die gleiche Zeit (144—1262) gelang es den beiden Markgrafen, sich auch eg östlich der Oder im Gebiete der Schlibbe und Mietzel und in den unw samen Gegenden der unteren Warthe festzusetzen. Sie verstanden es, Grenzstreitigkeiten zwischen Sommern und Polen in diesen Gebieten geschickt zu benutzen und mit Unterstützung des dort ansässigen und ihnen zugetanen Templerordens das brandenburgische Land nach Osten hin zu erweitern, und bis zum Jahre 1262 gelangten sie nach und nach in den Besitz der Länder Königsberg mit Zehden (1244)nd , Bärwald e (1250), Landsber g (1257), Cüstri n (1261) u So ldin (1262), also eines großen Teils der späteren Neumark.1)
Ähnliche Streitigkeiten der schlesischen Piasten um das südlich gelegene Land Lebus waren die Ursache, daß dieses zu beiden Seiten der Oder vom Oder- und Warthebruch bis zur Pleiske und zur Spree sich hinziehende Gebiet in den Besitz der Askanier gelangte. Das Land Lebus, das damals auch das spätere Land Sternberg umfaßte, hatte früher zu Polen gehört und war im Anfang des 13. Jahrhunderts von dem Herzog von Schlesien in Besitz genommen worden. Nach dem Tode ter Heinrichs des Fromm en von Schlesie n (12 41) brachen un seinen Söhnen, Bole slaw und Heinrich, Erbstreitigkeiten wegen Lebus aus, und die Folge war, daß Boleslaw das streitige Gebiet an den Erzbischof voll Magdeburg, der alte Lehnsansprüche darauf hatte, und an die askanischen Markgrafen verkaufte, die nun gemeinsam dem Herzoge Heinrich von Breslau 1250 das Land mit Gewalt entrissen und in gemeinschaftliche Verwaltung nahmen. Zwei Jahre später gab der Erzbischof, vermutlich gegen das Zugeständnis der Lehnshoheit über Lebus, seinen Anteil an der Verwaltung auf, und seit 1252 gehörte das ganze Land Lebus den Markgrafen, die sich die Angliederung der Oderlandschaften an die Mark Brandenburg sehr angelegen sein ließen, denn die Wichtigkeit dieser Gebiete für die weitere Entwicklung des märkischen Landes war nicht zu unterschätzen. Hier an der Oder, wo die Ränder des Lebuser und des Sternberger
1) P. van Nießen, Die Erwerbung der Neumark durch die Askanier in: Forschungen zur Brandenburg-Preuß. Geschichte, Bd. 4 (1891), S. 323—340.