Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
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und die von ihm eingesetzten Landeshauptleute sich ebenfalls zu scimxich hierzu erwiesen oder gar gemeinsame Lache mit dem Feinde machten, so schickten die märkisciien Stände zu verschiedenen vitalen Abgesandte zum Kaiser Liegmund, daß er sich seiner Untertanen annehmen und für die Herstellung von Rübe und Mrdnung und für die Herbeiführung von geregelten Anständen in'den Marken Sorge tragen solle. Der Kaiser hatte zwar stets Abhilfe der Mißständc zugesagt, aber nie Schritte dazu unternommen, und alles blieb beim alten, bis schließlich die schädlichen Folgen der Mißwirtschaft und Unsicherheit im Brandenburger Lande sich allmählich auch im Süden des Deutschen Reiches und in des Kaisers Besitzungen geltend macbten.

Durch das Fehde- und Raubwesen und die daraus entstandene Unsiclxrbeit in der Mark hatte der Handel und Verkehr von der Nst- und Nordsee nacb der Lausitz und nach Schlesien und weiterbin nach Böhmen und Ungarn schlvere Schädigungen erlitten, und die Verbindung dieser Länder mit den nordisch« See­städten und mit der Mark war zeitweise gänzlich unterbroclten. Hierzu kam, daß dieHanse, die lange Zeit bindurch den deutschen Handel kräftig beschützt und die deutsche Sache mächtig gefördert batte, wegen zunehmender Uneinigkeit unter ihren Mitgliedern und wegen anderer mißlicher Umstände, dem Vordringen der seit der Kalmarer Union geeinigten skandinavischen Völker nicht mehr den gleicben Mider- stand leisten konnte wie früher, und daß der Deutsche Ritterorden, der in gewaltigen Kämpfen das Deutschtum gen Mstcn und Nordosten getragen und im preußenlande deutsche Kultur und Sitte verbreitet und deutsctren Handel und deut­sches Handwerk dort heimisch gemacht batte, durch die fortgesetzten Anfeindungen der Polen und Litauer und die Niederlage bei Tanneiiberg (14 IO) aus seiner beherrschenden Stellung verdrängt worden war.') Kaiser Siegmund erkannte bieraus, daß die Hoffnungen, die man auf das gemeinsame Mrken der Hanse und des Deutsä> ordens zum Schutze des Reichs gesetzt batte, hinfällig geworden seien, und daß die Mark Brandenburg nun wieder ihre frübere Bestimmung als Grenz­mark des Reiches erfüllen und gleichzeitig als Hinterland aller deutschen Unternehmungen längs der Mstsceküste und als Stützpunkt der dortigen Staaten und der deutschen Herr­schaft auf dem Baltischen Meere dienen müsse. Diese wicbtige Auf­gabe konnte die Mark aber nur erfüllen, wenn wieder geordnete Verhältnisse im Lande hergestellt und alle Stände zu gemeinsamer Tätigkeit und zur Abwebr der von Norden und Msten drobenden Gefahr berangezogen wurden, wenn das Ansehen des Landesherrn wieder erstarkte, kurz, wenn die Mark wieder ein festes Bollwerk des Deutschtums würde wie zu Zeiten der Askanier.

Aur Durcbführung dieser Pläne, die nur unter der Leitung eines energischen, tatkräftigen Landesherr« greifbare Gestalt anncbmen konnten, erwählte der Kaiser einen Mann, den er in manchen Lebenslagen als treuen Ratgeber und Helfer erprobt hatte, den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von H o b e n z o l l e r n?)

') L. Berner, Geschichte des preußischen Staates I, rs.

*) Riedel, Zehn Jahre aus der Geschichte der Ahnherrn des preußischen Königshauses (>8L1).