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fall der Husiten nach Böhmen und Süddeutschland, den Kurfürsten an den Hof des Kaisers zurück — die Mark Brandenburg mußte wieder des sicheren Schutzes eines kräftigen Landesherrn entbehren und war der Fürsorge eines Statthalters überlassen. Die Nachteile der Abwesenheit Friedrichs machten sich bald bemerkbar. Die Mecklenburger und Sommern fielen wieder verheerend in die Prignitz und in die Uckermark ein (1425), und außerdem dehnten die ÜusitenH ihre Plünderungszüge in die Lausitz und in die Mark bis zur Finow hinauf aus (1432), ohne daß es dem Statthalter, Johann von Hohenzollern, und seinem Bruder Friedrich gelungen wäre, im Kampfe gegen die Eindringlinge nennenswerte Erfolge zu erzielen.
Kurfürst Friedrich I. ist seit dem Jahre 1426 nicht wieder in die Mark gekommen und hat keine Schritte getan, um seinen Soll» im Kampfe gegen die Nachbarfürsten zu unterstützen oder um die husitische Gefahr von der Mar? abzuwenden. Als Verweser des Reichs war er fortgesetzt durch die Regelung der politischen und kirchlichen Angelegenheiten und durch die husitischen Wirren in Anspruch genommen, und dann hatte er wohl die Lust an der Herrschaft in der Mark Brandenburg verloren, da es ihm nicht gelingen wollte, die Anerkennung der ihm bei der Übergabe der Markgrafschaft verliehenen Lehnshoheit über Pommern zu erringen und Märker und Pommern zu gemeinsamer Tätigkeit gegen die von Norden und Gsten beständig drohende Gefahr zu vereinigen.
Man kann deshalb Friedrich von Hohen zollern keine allzugroße Sympathie für das märkische Land und Volk nachrühmen. Er hat wohl seine Pflicht als Markgraf und Kurfürst erfüllt, indem er für die Wiederllerstellung der Mrdnung und Sicherheit in den Marken, für den Schutz des Landes gegen den felldelustigen Adel und gegen feindliche Nachbarn und für die Erstarkung und Festigung des landesherrlichen Ansehens Sorge trug, aber ein fürsorglicher Landesvater, wie es seine späteren Nachkommen gewesen sind, ein märkischer Fürst, dem das Wollt und Welle seiner Untertanen mehr am Herzen lag als des Deutschen Reiches Ansellen und Macht, ist Friedrich I. nicht gewesen. Er betrachtete die Übertragung der Kurwürde und der Markgrafschaft in Brandenburg als eine politische Mission zum Nutzen des Deutschen Reiches und des Kaisertums und richtete sein Augenmerk vor allem darauf, an der nördlichen Grenze Deutschlands wieder eine feste Mark zur Verteidigung gegen das Slawentum zu errichten. Hierdurch glaubte er, dem Reiche und dem Kaiser einen großen Dienst zu erweisen, und da es ihm nicht gelang, das zu einer solchen Stellung in der Mark nötige Übergewicht über die pommernherzöge zu erlangen, und da seine Pläne vom Kaiser nicht gefördert, vielleicht sogar gehindert wurden, so gab er schließlicll seine Absicht aus und zog sich auf seine fränkischen Besitzungen zurück. Außerdem llat Friedrich als Süddeutscher sich wohl nie recht heimisch im märkischen Lande gefülllt, auch nie die Zuneigung der Märker in besonderem Maße zu erringen gewußt.
Trotzdem ist die Regierungszeit des ersten Kurfürsten aus dem Hause Hollen-
M. Görlitzer, Der husitische Einfall in die Mark im Jahre 1422 (jdrogr. isyl).