Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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merfeld und Bobersberg zu verschaffen, wodurch die Mark Brandenburg neuen Zuwachs an Land und Leuten erhielt. Zwar wurden die neuen Besitzungen erst nach dem Tode der Herzogin Barbara H5fO) förmlich mit der Kurmark ver­einigt, und die Belehnungsurkunde erst j538 vom Kaiser ausgefertigt/) doch wurde dem Kurfürsten sogleich nach dem Frieden zu Kamen; ( 1 482) die Verwaltung der Herrschaften übertragen, so daß man sie schon von diesem Zeitpunkte an als Zubebör der Mark betrachten kann.

Au dieser Vergrößerung des kurmärkischen Gebiets um lß82 qkm fügte Albrechts Nachfolger, sein 5ohn Johann (s^86sHßß) durch Kauf die böh­mische Lehnsherrschaft Zossen (jHßO), in Größe von 385 qkm, so daß die Mark Brandenburg unter seiner Regierung einen Umfang von gegen 35 7HO qkm erreichte.

Kurfürst Johann legte geringen Wert auf eine räumliche Erweiterung seines Machtgebiets, er wollte dieses zunächst gegen feindliche Angriffe sichern und kräftigen, und dazu schien ihm vor allem eine innere Festigung des Landes notwendig. Da er von Jugend auf in der Mark Brandenburg gelebt hatte und am Hofe seines Oheims Friedrich II. erzogen worden war, da er ferner als Statthalter seines Vaters jahrelang mit Unterstützung des Bischofs von Lebus, Friedrich Sessel­mann, die Verwaltung der Mark geleitet hatte, so hatte er genaue Einblicke in die Zustände des Landes gewonnen und eingesehen, daß der Beherrscher der Mark sein Augenmerk vor allem auf die innere Ausgestaltung des Landes richten und sich der Wohlfahrt seiner Untertanen widmen müsse, ohne sich hiervon durch eine Be­teiligung an der Reichspolitik, soweit es nicht für das Gedeihen der Mark erforder­lich war, ablenken zu lassen. Da Kurfürst Johann dieses Ziel stets im Auge behielt, begann unter seiner Regierung eine neue vorteilhafte innere Entwicklung der Mark Brandenburg, die sich in einer erfreulichen Ausgestaltung des geselligen und gewerblichen Lebens der Märker, durch einen zunehmenden Aufschwung im Handel und Verkehr und durch ein bescheidenes Aufblühen von Wissenschaft und Kunst bemerkbar machte. Man kann deshalb die Zeit des Kurfürsten Johann, dem spätere Geschleckter mit Unreckt den Beinamen Ticero gaben, als die des ersten märkischen Kurfürsten aus dem Hause Hohenzollern bezeichnen.

Johanns Sohn und Nachfolger, Kurfürst Joachim!,f535), führte die Regierung in der Mark im Sinne des Vaters fort und sorgte für das Wohl des Landes und seinerBewohner durch Wiederherstellung der durch adlige Wegelagerer gefährdeten Ordnung und Sicherheit, durch Verbesserung der Rechtspflege f5s6 erhielt das Kammergericht in Berlin eine Ordnung und durch Förderung von Wissenschaft und Kunst. Unter seiner Regierung wurde 1506 die von Johann Ticero bereits geplante Universität zu Frankfurt a. O. eröffnet und dadurch ein Mittelpunkt für das geistige Leben in der Mark geschaffen, doch bat diese bedeutsamste Schöpfung Zoachims I. auf den Geist des Volkes nicht allzu­großen Einfluß ausgeübt, da der Kurfürst mit Rücksicht auf den Kaiser der Ent­faltung eines freien Geisteslebens, wie es infolge der lutherischen Reformation sich

') v. Lancizokle, a. a. V. I, Zirff.

Vrandenburgische Landeskunde. Bd. H. Z