Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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gegen Zusicherung wichtiger landesherrlicher Rechte. Hierdurch wurde dein Kur­fürsten nach und nach die freie Verfügung über diese entzogen, und der Ausschuß der Stände konnte sich gewissermaßen als Mitherrscher im Lande betrachten. Zn einem Bescheide wurde den Ständen ausdrücklich vom Kurfürsten zugestanden:Wir wollen keine wichtige Lache, daran der Lande Gedeih und Verderb gelegen, ohne unser ge­meinen Landstände Vorwissen und Rat beschließen und fürnehmen." Aller Voraussicht nach war der monarchische Staat, dessen Bildung Friedrich II. und Albrecht Achilles angebahnt hatten, auf dem besten Wege in einen ständischen Territorialstaat um­gewandelt zu werden, und es ist das Verdienst des Kanzlers Lampert Distelmeyer gewesen, daß dieses Verhängnis von der Kurmark abgewendet wurde. Gr bemühte sich, die gänzlich zerrütteten Finanzverhältnisse einigermaßen zu regeln, und verstand es, trotz der politischen Wirrnisse Verbindungen mit anderen Staaten anzuknüpfen, die für die zukünftige Entwicklung von Kurbrandenburg von hervorragender Be­deutung sein sollten. Seiner Vermittlung ist es zu verdanken, daß derKönig von Polen, der Schwager Joachims II-, bei der Belehnung des zweiten Herzogs von Preußen, Albrecht Friedrich von Ansbach-Bayreuth, 1569 dem kurbrandenburgischen Hause neben der fränkischen Linie der Mitbele h n u n g auf das Herzogt uni Preußen gewährte, ein Vorgang, der als Grundlage der späteren Vereinigung der Kurmark mit dem Herzogtum Preußen anzusehen ist.

Die Regierung des folgenden Kurfürsten Zohann Georg H57I >598) trug einen durchaus friedlichen Tharakter und war für die innere Entwicklung des Landes und für die Festigung des Staatswesens von großem Nutzen. Der Kurfürst bemühte sich durch Sparsamkeit und vernünftige Maßregeln die Schuldenlast der Kurmark zu verringern und den Wohlstand des Landes durch die Förderung von Landwirtschaft, Handel und Gewerbe zu heben, und es glückte ihm, mit Hilfe des Kanzlers Distelmeyer Ordnung in das Finanzwesen zu bringen und die Stände zur teilweisen Übernahme der Landesschulden zu bewegen. Unter seiner Regierung wurde den wegen ihres Glaubens vertriebenen Niederländern die Einwande­rung in die Mark Brandenburg gestattet, und Johann Georg unterstützte die von diesen Flüchtlingen eingeführte und verbesserte Tuchweberei und andere Zweige der Landesindustrie mit beträchtlichen Geldmitteln. Zn ähnlicher Weise suchte er auch die Verbreitung der Wissenschaft und der Volksbildung durch Er­richtung von Schulen, so des Berlinischen Gymnasiums im Grauen Kloster (s57H, durch Gründung von B u ch d r u ck e r e i e n und durch Unter­stützung von Gelehrten und von Dozenten der Universität Frankfurt zu fördern, um hierdurch dem mit Hilfe der Zesuiten wieder siegreich vordringenden Katbolizismus einen festen Damm entgegenzusetzen.

Unter Zohann Georg fiel die Neu mark nebst den Besitzungen Zo- hanns von Tüstrin nach dessen Tode wieder an die Kurmark zurück, wobei auch die von dem Verstorbenen angekauften Herrschaften Beeskow und Storkow als Mitgift des Kurprinzen Zoachim Friedrich mit Brandenburg vereinigt wurden, so daß der Umfang der gesamten Kurmark nun 38 817 cchm betrug. Zur Ver­stärkung der Ansprüche Kurbrandenburgs auf das Herzogtum Preußen ver-