Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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planten Vereinigung des Herzogtums Preußen mit Brandenburg die häufige An­wesenheit des Kurfürsten in den östlichen Gebieten. Die Holge war, daß in der Mark Brandenburg, unter der Einwirkung der politischen und religiösen Wirren im Deut­schen Reiche, regellose Zustände einrissen, daß das Raubwesen wieder überhandnahm und Unsicherheit im Lande herrschte und daß Ackerbail und Handel, Künste und Wissenschaften in Verfall gerieten. Die Bewohner der Mark Brandenburg erhielten bereits zur Zeit Johann Sigismunds einen Vorgeschmack von den Drangsalen und Greueln, die unter der Regierung seines Nachfolgers über sie Hereinbrechen sollten.

Es war verhängnisvoll für den kurbrandenburgischen Staat, daß ein schwacher, unentschlossener Herrscher wie Georg Wilhelm (süssts6H0) die Geschicke des Landes in jenen Zeiten zu lenken hatte, in denen ein langjähriger Religions» k r i e g ganz Deutschland durchtobte. Der Kurfürst versuchte zwar die Schrecknisse dieses Krieges von der Mark sernzuhalten, indem er neutral blieb. Aber bald wurde er durch die Siege Tillz>s und Wallensteins gezwungen, auf die Seite des Kaisers zu treten (f627), und als sein Schwager, der Schwedenkönig Gustav Adolf, von Pommern aus in die Mark eindrang, mußte er mit diesem ein Bündnis schließen H630) und ihm die Heftungen Spandau und Tüstrin übergeben, doch nach dem Tode Hes Schwedenkönigs ergriff er, hauptsächlich aus Veranlassung seines katholischen Kanzlers Adam von Schwarzenberg, wieder die Partei des Aaisers. Infolge dieser schwankenden Haltung Georg Wilhelms war das zwischen den kämpfenden Parteien liegende Brandenburger Land bald der Spielball dieser Parteien und der Schauplatz blutiger Kämpfe, verheerender Plünderungen und widerlicher Gräuel. Kaiserliche und Schweden hausten abwechselnd in der Mark und suchten die Untertanen des Kur­fürsten nach Möglichkeit zu bedrücken und zu schädigen. Auf brandenburgischem Boden wurde ununterbrochen gekämpft und geplündert, und noch heutzutage er­innern die Ruinen von Schlössern und Klöstern und viele wüste Dorfstellen an die verhängnisvolle Zeit des Dreißigjährigen Krieges, durch den das Brandenburger Land in eine Wüste verwandelt und seine Bevölkerung an den Bettel­stab gebracht wurde. Der Kurfürst konnte aus Ulangel an Geld und an Truppen, da ihm die Stände zu wiederholten Malen die Mittel zu deren Unterhaltung verweigerten, nichts für seine Untertanen tun, er mußte Zusehen, wie die Mark verheert wurde, und schließlich nebst seinem Minister Adam von Schwarzenberg aus Brandenburg flüchten, da er sich dort nicht mehr sicher fühlte. Unauslöschlick> hat sich die Erinnerung an die Schrecknisse des Dreißigjährigen Krieges, namentlich an die Plünderungen und Grausamkeiten der schwedischen Soldateska, im märkischen Landvolke wach­erhalten und sogar die Erinnerung an die Drangsale der Russeneinfälle zur Zeit Hriedrichs des Großen und an die Bedrückungen der Hranzosenzeit in den Hinter­grund gedrängt?)

Während der Wirrnisse des Dreißigjährigen Krieges starb der letzte Herzog von Pommern s637 ohne Erben, und das Herzogtum hätte den Erb- und

'i Vgl. G. Albrecht, Denkmale und Erinnerungen an die Schwedenzeit in der Mark in Brandenburgia", Monatsblatt der Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz Brandenburg, S. Jahrg. (,899/1900), S. 275290.