Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
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erhalten werden konnte. Aridem, er das alte, von den Ständen bewilligte und auf den Namen des Kaisers vereidigte Heer entließ und die neuangeworbenen Truppen auf den eigenen Namen verpflichtete, schmiedete er sich eine Waffe, die in feiner Hand zu einem brauchbaren Machtmittel wurde und ihn zugleich von der Bevormundung der ständischen Selbstsucht befreite.

Nur zu bald sollte sich zeigen, daß des Kurfürsten politischer Scharfblick die Lage der Dinge richtig erkannt hatte. Als im Jahre 1655 der neue König von Schweden, der ruhmbegierige Karl X. Gustav, von der Oder her in Polen eindrang, um sich den Besitz der Ostseeländer zu sickern, konnte Friedrich N) i I h e l m in dem gefährdeten Preußen ein starkes Heer aufstellen, um dieses Land zu schützen und seine Neutralität zu wahren. Vielleicht hatte er auch die Absicht, über die Schweden herzufallen, falls diese im Kriege unterliegen sollten, aber der Erfolg des Schwedenkönigs ließ es dann dem Großen Kurfürsten geraten erscheinen, mit jenem ein Bündnis einzugehen und Preußen als schwedisches Lehn zu erhalten. In der blutigen Schlacht von Warschau (18.20 Juli 1656) haben die kurbrandenburgischen Truppen ihre Feuertaufe empfangen, und der Eindruck, den ihr kampfmutiges Vorgehen auf Freund und Feind machte, war so nachhaltig, daß Friedrich Wilhelm später Polen gegenüber erklären konnte, er werde die ihm vom Schwedenkönige zugestandene Landesherrlichkeit Preußens gegebenen­falls mit den Waffen verteidigen. Nicht nur Polen, auch der Kaiser und die deut­schen Fürsten, sowie die meisten europäischen Staaten erkannten die S e l b st ä n d i g - keit des Kurfürsten von Brandenburg als Herzog in Preußen an.

Dieser politische Erfolg war von weittragender Bedeutung für die Stellung des Großen Kurfürsten im eigenen Lande. Seine Untertanen erkannten sehr bald die Bedeutsamkeit ihres Landesherrn und gewöhnten sich daran, ihn als Macht­haber in dem enggeschlossenen, wohlverwalteten Staate zu betrachten und ihm allein die oberste Verfügung über alle Landeseinrichtungen einzuräumen, der bisherige Widerstand der Stände gegen seine umsichtigen und energischen Maßnahmen wich der Erkenntnis, daß diese dem Staatskörper nur zum Nutzen gereichten, und all­mählich vollzog sich die Umwandlung des kurbrandenburgischen Staates in ein monarchisches Staatswesen mit selbständigem politischen Leben.

Das Werk des Großen Kurfürsten bewährte sich im weiteren Ver­laufe seiner Regierung sowohl in politischen Verhandlungen und Verträgen mit anderen Staaten als auch in Kriegszeiten, vor allem im Feldzuge gegen Schweden P 675j679).

Karl Gustav hatte den mit ihm verbündeten Kurfürsten im Schwedisch­polnischen Kriege im Stich gelassen und ihn dadurch zu Verträgen mit Polen und mit dem Kaiser veranlaßt. Friedrich Wilhelm mußte sich damals (1658) dem Zuge des kaiserlichen Heeres gegen die Schweden anschließen, und hauptsächlich mit Hilfe der brandenburgischen Truppen wurden diese aus Pommern, Holstein und Jütland verjagt. Der Schwedenkönig war natürlich über denAbfall" seines ehemaligen Verbündeten sehr erbittert und wartete nur auf eine Gelegenheit zur Rache. Als der Große Kurfürst 1674 in Diensten des Kaisers Mit seinen Truppen