Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
Seite
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am Rheine weilte, fielen die Schweden unter Wränget in die Mark ein und hausten und plünderten dort in ähnlicher Weise wie zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges. In Eilmärschen eilte Friedrich Wilhelm zum Schutze seines Landes herbei und zwang durch den glänzenden Sieg bei Fehr bellin (s8. Juni 1675) die Schweden zum Rückzuge nach Mecklenburg und Pommern.

Diese ruhmreiche Waffentat des kurbrandenburgischen Heeres, der später die Eroberung von Vorpommern und Stettin (s678) und der großartige Winterfeldzug durch Preußen folgten, diese Siege über die bedeutendste Kriegsmacht Europas trugen dem Großen Kurfürsten die Bewunderung und Anerkennung ganz Deutschlands ein, erweckten aber zugleich den Neid und die Eifersucht des kaiserlichen Hofes. Der zweideutigen Politik des Kaisers, der nicht wollte, daßein neuer König der Van­dalen an der Ostsee sich erhebe", und dem dadurch ermöglichten Vordringen Frank­reichs bis zur Weser, der treulosen Haltung der Holländer und anderer Bundesge­nossen hatte Friedrich Wilhelm es leider zu verdanken, daß er im Frieden zu St. Germain (s679) seine Eroberungen in Pommern an Schweden zurück­geben mußte.

Aber der moralische Erfolg, den der Große Kurfürst durch sein Auf­treten gegen Schweden errungen hatte, war größer als der Verlust, den er durch den schimpflichen Frieden zu St. Germain erlitt. Er konnte sicher fein, daß seine Stellung als Landesherr gefestigt war und daß feinem Lande ein dauernder Frieden beschieden sein würde, und dementsprechend wandte er nun seine ganze Fürsorge dem Wöhle und Gedeihen seines Landes und seiner Untertanen zu. Der Verwaltung des Staates, der Regelung der Finanzen und der gewissenhaften Handhabung der Rechtspflege widmete er ebenso große Sorgfalt wie der Förderung des Handels und der Hebung des Handwerks und des Gewerbes. Er erbaute den Friedrich Wilhelms- Kanal, um einen neuen Handelsweg zwischen Elbe und Oder zu eröffnen, er schloß Handelsverträge mit verschiedenen europäischen Staaten ab und er­richtete eine afrikanische Handelskompagnie, um einen Handel nach überseeischen Ländern zu eröffnen. Durch die Begünstigung der Einwanderung von Holländern, pfälzern und französischen Flüchtlingen wurden verschiedene neue Industriezweige in die Mark eingeführt, und der Kurfürst sorgte für ihre Unterstützung und Förderung durch Steuererlaß, freie Ansiedlung und Errichtung von Fabriken, ebenso ließ er der pflege von Ackerbau und Viehzucht große Fürsorge angedeihen. In den Städten sorgte er durch segensreiche Verord­nungen für gesundheitliche Einrichtungen, für Ordnung und Sicherheit und für Ver­hütung von Feuersgefahr, aus dem platten Lande suchte er durch strenge Erlasse dem Fortzuge der Bauern und dem Landstreicherwefen entgegenzutreten. Gleich der Errich­tung und Unterhaltung eines stehenden Heeres ließ er sich die Schöpfung einer kurbrandenburgischenFlotte angelegen sein, und schon um s676 wehte die Flagge mit dem roten Adler stolz auf fernen Meeren. Zum Schutze des Landes verstärkte er die Umwallungen der märkischen Festungen und umgab selbst seine Haupt- und Residenzstadt Berlin mit Bastionen, Wällen und Gräben.

Bei dieser vielseitigen Fürsorge des Großen Kurfürsten für die Wohlfahrt und