Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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das Gedeihen seines Staates mußte sich auch die Mark Brandenburg gut entwickeln; das Land blühte auf, und die Einwohnerzahl nahm zu, die Steuerkraft mehrte sich und die Einnahmen des Landesherrn ebenfalls, für die weitere Entwicklung des Landes wurde ein fester Grund gelegt. Als Kurfürst Friedrich Wilhelm am 9. Mai 1688 die Augen schloß, hinterließ er seinem Nachfolger einen im Flächen­inhalt fast um ein Drittel vergrößerten Staat von ss2 485 güm, wovon 40 030 cchm auf das Stammland entfielen, da der Große Kurfürst 1686 durch einen Vertrag mit dem Kaiser die Herrschaft Schwiebus erhalten und diese mit der Kurmark vereinigt hatte. Die Gesamtbevölkerung des kurfürstlichen Staates kann man beim Tode des Großen Kurfürsten nach den unter seiner Regierung zuerst vorgenommenen Volkszählungen aus ungefähr 1 500 000 Seelen schätzen, von denen etwa 540 000 auf das Brandenburger Land entfallen, wo die Einwohnerzahl durch Einwanderung sich stark vermehrt hatte. In Berlin beispielsweise war die Zahl der Einwohner unter der Regierung des Großen Kurfürsten von 6000 auf 20 000 gestiegen.

Das vom Vater begonnene und mit beharrlicher Ausdauer fortgeführte Werk, den kurbrandenburgischen Staat zu einem unabhängigen Königreiche zu erheben, hatte sein Sohn und Nachfolger, Kurfürst Friedrich HI. (s688s70f), als vornehmstes Ziel seiner Regierung von Anfang an ins Auge gefaßt, und es gelang ihm unter Beihilfe seines Ministers Eberhard von Danckelmann und anderer Staatsmänner dies Ziel zu erreichen. Um den deutschen Kaiser für seinen Plan zu gewinnen, hatte er diesem gemäß einem schon zu Lebzeiten seines Vaters abgeschlossenen geheimen Vertrage die Herrschaft Schwiebus zurückgegeben und ihn weiterhin in den Kriegen gegen Frankreich, Ungarn, Savoyen und die Türkei durch Entsendung brandenburgischer Truppen und durch Beihilfe an Geld unter­stützt. Außerdem hatte Kurfürst Friedrich dem Kaiser eine Unterstützung von sO 000 Mann Hilfstruppen für den in Aussicht stehenden Spanischen Erbfolgekrieg zugesagt, und schließlich sah sich Kaiser Leopold, der die Verhandlungen immer wieder in die Länge zog, genötigt, dem plane des Kurfürsten seine Zustimmung zu erteilen. Am s6. November 1700 wurde der sogenannteKrontraktat" geschlossen, und am s8. Januar 1701 setzte sich Kurfürst Friedrich III. in Königsberg selbst die Krone aufs Haupt und nannte sich fortan Friedrich I-, Königin Preußen. Gleich dem deutschen Kaiser erkannten auch die europäischen Staaten die königliche Würde Preußens an.

4. Die Mark Brandenburg unrer den preußischen Röntgen.

Durch die Erhebung des kurbrandenburgischen Staates zum Königreich Preußen war die innere Verschmelzung der verschiedenartigen Bestandteile des Kur­fürstentums zu einem geschlossenen Staatskörper vollzogen und eine Grundlage für die einheitliche Entwicklung aller Staatskräfte geschaffen worden, ein Ziel, das König Friedrich I. und seine Nachfolger mit Beharrlichkeit erstrebt und mit gutem Erfolge erreicht haben. Durch die Umwandlung der Staatsform war aber Branden-