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übrigen Staaten diese Heeresmacht fürchteten, und außerdem diente die stramme Manneszucht dazu, die Untertanen des Königs an Grdnung und Gehorsam zu gewöhnen und aus ihnen Staatsbürger zu erziehen, die, gleich dem Monarchen, es für die höchste Pflicht erachteten, daß der einzelne sich dem Wohle des Ganzen unterordnen und seine Kräfte in den Dienst des Staates stellen müsse. Durch die Ausbildung des preußischen Heeres hat Friedrich Wilhelm I. die Mittel gewonnen, um „die 8 onv6- r u i n 6 t 6 wie ein koalier <le bron^e zu stabiliere n", und seinem Nachfolger eine Waffe geschaffen, die ihn von Sieg zu Sieg führen sollte.
Friedrich Wilhelms Reformen auf dem gesamten Gebiete der Verwaltung, im Finanz-, Justiz- und Unterrichtswesen, seine Maßnahmen zur Vermehrung und Stärkung des Heeres und zur Förderung von Landwirtschaft, Handel und Industrie bilden die Grundlage, auf der sich die glänzende Schöpfung seine Sohnes, auf der sich der friderizianische Staat aufbauen sollte, sie bilden aber auch die Grundlage, auf der unser heutiges Staatswesen errichtet ist. Und den Kernpunkt dieser Grundlage bildete die Mark Brandenburg, in deren Hauptstadt Berlin die Fäden der ganzen Verwaltung zusammenliefen, und die als Stammland des preußischen Staates die größten Vorteile der segensreichen Regierung Friedrich Wilhelms I. genoß. Wurde der Umfang der Mar? unter diesem Könige auch nicht vergrößert, so gewann das Land dennoch durch Urbarmachung und Anbau an ertragfähigem Grundbesitz und durch Ginwanderung aus anderen Provinzen und auswärtigen Staaten an arbeitsamer Bevölkerung, so daß die Zeit Friedrich Wilhelms tatsächlich von hervorragender Bedeutung für die Landesentwicklung Brandenburgs gewesen ist. Friedrich Wilhelm hat, wie sein Sohn einmalft treffend bemerkt, „in seiner Politik sich weniger damit beschäftigt, sein Reich auszudehnen, als gut zu regieren, was er besaß", und dies ist für seinen Nachfolger von großem Nutzen gewesen, denn er hinterließ ihm ein zweckmäßig eingerichtetes Staatsgebiet von rund s20 OOO gbm mit einer Bevölkerung von 2 240 000 Seelen, wovon auf die Mark Brandenburg etwa 3ft 475 gkm mit 75s 000 Einwohner entfielen, ein vorzüglich ausgebildetes und gutgerüstetes Heer von 80 000 Mann und neben den regelmäßigen jährlichen Einkünften in höhe von 8 Millionen Talern einen Staatsschatz von ft Millionen Talern.
Mit dem Regierungsantritt Friedrichs II- am 3s. Mai s?40 brach eine für den preußischen Staat und für die Mark Brandenburg bedeutungsvolle Zeit an, eine Zeit, in der das Werk Friedrich Wilhelms I. weiter fortgebildet, gefestigt und zur höchsten Vollendung geführt wurde. Friedrich H.ft war in der strengen und praktischen Schule seines Vaters zu einem einsichtsvollen Regenten und ausgezeichneten Heerführer erzogen worden und hatte von Beginn seiner Regierung an das Bestreben, den Staat im Sinne seines Vorgängers zu leiten und stets auf das Wohl des Landes und seiner Untertanen bedacht zu sein.
„Der erste Gedanke, den ein Fürst haben muß, das einzige Streben, das sich
ft kreäerie II., IVIemoires pour servir L I'distoirs äs la maison äe Lrsnäendourx III, 92k.
ft R. Koser, König Friedrich der Große. 2 Bde. (tyot—ISOZ). — H. v. Petersdorff, Friedrich der Große fty 02 ). — G. Winter, Friedrich II. der Große. Z Bde. (tS07).