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Einzug in die Hauptstadt Berlin. Auf märkischem Boden, beiprenzlau, mußte sich am folgenden Tage der Rest der preußischen Armee unter Hohenlohe ergeben, wichtige Festungen, wie Spandau und Tüstrin, kapitulierten ohne Schwertstreich, und nach kurzer Zeit befand sich ganz Brandenburg in der Hand des Feindes. Schwer lastete die Hand des Korsen auf dem märkischen Lande, das durch Einquartierungen, Truppendurchzüge und Kontributionen empfindlich geschädigt wurde, und als Friedrich Wilhelm III. durch die kriegerischen Erfolge Napoleons gezwungen mit diesem den Frieden zu Tilsit ( 9 . Juli 1807) schloß, da mußte er außer anderen Demütigungen auch die Abtrennung des Stammlandes, der At 1 mark, von der Mark Brandenburg zur Bildung des Königreichs , Westfalen und die Übergabe des Kreises Tottbus mit Peitz an den König von Sachsen dulden. Bis zur Bezahlung der Kriegssteuer von 40 Millionen Talern sollten französische Truppen auch Teile der Mark, so die Festung Tüstrin, besetzt halten.
Auf die Zeit der tiefsten Erniedrigung Preußens folgte dann eine Zeit der Läuterung und der Vorbereitung zur Befreiung von der Fremdherrschaft. Durch die Aufhebung der Gutsuntertänigkeit wurde ein freier Bauernstand, durch Einführung der Städteordnung (1808) ein freies Bürgertum geschaffen, und durch die Gewährung der Gewerbefreiheit (1810) wurde jeder den Geschäftsverkehr behindernde Zwang aufgehoben, auch sonst fielen die Schranken, die hemmend auf die Entwicklung des Landes gewirkt hatten. Wie überall in Preußen begrüßte man auch in Brandenburg die Stein-Hardenbergschen Reformen mit großer Freude und fügte sich willig den Bestimmungen der neuen Wehrordnung (1809), die jeden zum Waffendienst fähigen Untertan zur Fahne berief, galt es doch, sich vorzubereiten aus die Befreiung des Vaterlandes.
Als dann König Friedrich Wilhelm III. im Frühjahr 1813 den „Aufruf an mein Volk" erließ, da ergriff eine edle Begeisterung ganz Preußen, und auch die Märker eilten in Hellen Haufen zu den Waffen. Bald stand ein Heer von 100 000 Mann, das sich bis zum Mai auf 27 s 000 Mann verstärkte, kampfbereit längs der Elbe, und im April begann der gewaltige Kampf, der zur Befreiung Preußens vom französischen Joche führen sollte. Eine Anzahl Schlachten des ersten Kriegsjahres wurden auf märkischem Boden ausgefochten, so bei Blankenfelde und Groß-Beeren (23. Aug. 1813), bei Bel zig und Hagelberg (27. Aug.) und bei Nieder-Görsdorf und Dennewitz (6. Sept.), und bei diesen Gefechten zeichnete sich die kurmärkische Landwehr durch hervorragende Tapferkeit aus. Auch im weiteren Verlaufe der Befreiungskriege haben die Märker an den Kämpfen gegen Napoleon regen Anteil genommen und zahlreiche Söhne Brandenburgs haben mit ihrem Blute die Befreiung des Vaterlandes besiegelt.
Den Großtaten, durch die sich Preußen in den Befreiungskriegen (1.81,3—1,815) hervorgetan hatte, entsprachen keineswegs die Entschädigungen, die ihm im zweiten Pariser Frieden (1815) und später durch die Wiener Kongreß-Akte offiziell zuteil wurden. Von den Ländergebieten, die damals an Preußen kamen, fielen an Brandenburg als alter Besitz (vor 1807) die Altmark und die Länder Tottbus
Brandenburgische Landeskunde. Bd. ll. H