Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
Seite
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Diewendische" Gottesverehrung war, wie wir rückschließend noch aus den Anschauungen der heutigen Spreewälder erkennen, zunächst aufs stärkste durchsetzt von dem Glauben an die Kraft von allerlei Dämonen, die als Nixen und Wasser­männer, Lrdmännchen, Drachen und Vampire eine meist üble Rolle spielten. Sehr tief muß überhaupt der Aberglaube bei den märkischen Wenden Wurzel ge­schlagen haben; wird doch versichert, daß die ursprünglich wendischen prignitzer sich von dem Unfug des Wilsnacker Wunderbluts vor allem betören ließen, und daß Tetzei bei den Wenden die besten Abnehmer für seine Ablaßware fand?) Vornehm­lich aber äußerte sich die Gottesverehrung, deren Kenntnis uns nun seit dem ss. Jahr­hundert auch geschichtliche Aufzeichnungen vermitteln, in dreifacher Gestalt: die Natur verehrend betete man Steine, Quellen, Haine und Brunnen an, sah sodann in Waffen das Weben der Gottheit und huldigte deshalb Fahnen, Schilden und Lanzen, und trieb endlich in der Bilderverehrung auch nackten Götzendienst. Line religiöse Einheit bildete das märkische Weudenland nicht; vielmehr besaß wohl jeder der etwa Gaue, die zwischen Elbe und Oder gezählt wurden, seinen eigenen Kult und seine eigenen Tempel. Das waren holzgezimmerte Bauten, die öfters wieder ein Burgwall umschloß, und die sonst auf einem Hügel, am See oder tief im Walde lagen und das mit grellen Farben bemalte Idol bargen. Der Umstand, daß diese Götzenbilder wohl ausschließlich hölzern waren, hat ebenso wie der Vernichtungseifer der späteren christlichen Prediger solche Gestalten der wendischen Götterwelt in der Mark nicht aus uns kommen lassen. Denn ob eine vor längerer Zeit bei Friesack im Moor gefundene rohe Holzstatue eine wendische Gottheit darstellt, ist unsicher, und die oft gehörte Erzählung, daß König Christian I. von Dänemark aus der Branden­burger Marienkirche das hölzerne Triglavbild mit sich genommen habe, ermangelt jeglic1en Beweises, heute zum mindesten ist es verschollen. Zwei Ton­figuren aber, anscheinend des Totengottes Pikoll, die man 1853 bei Sagan fand, ge­hören eben nur noch märkischem Grenzgebiete an.

Als in der Mark verbreitetste oder angesehenste Kulte erscheinen vor allem die des Triglav, Woloß, Swantowit und Gerowit. Die letztgenannten drei waren Licht­und Sonnengottheiten: S wantowit, dargestellt durch ein Bild von übermensch­licher Größe, der oberste unter ihnen mit hochgeehrter Priesterschaft, Woloß überall als Sonnenscheibe auf einer Säule angebetet, und Gerowit der Frühlingsgott, nach anderen freilich hauptsächlich eine Kriegsgottheit; auch Jutrebog, in dessen Bilde namentlich die Morgensonne verehrt wurde, war wieder eine Abzweigung des Gerowit. Alle diese Götter überragte aber in der Mark Triglav, der dreiköpfige Herr über Himmel, Erde und Unterwelt, in prachtvollen Tempeln meist auf Bergeshöhen an­gebetet. Ihm diente man nicht wie den anderen Gottheiten mit Opfern auch Menschen wurden sonst gelegentlich geschlachtet, wie es Swantowit sogar alljährlich heischte sondern ihm, dem milden Herren, der über die Sünden seiner Verehrer liebreich hinwegsah, brachte man nur Dankesgaben. So hat man im Triglavkult

1) B. Guttmann: Die Germanifierung der Slawen in der Mark. Forschungen zur brand. und preuß. Geschichte IX, S. H5o.