Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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nicht mit Unrecht dis letzte, das Christentum gewissermaßen vorbereitende Entwick­lungsstufe des wendischen Heidentums gesehen.1)

Als Kultusstätten dieser Epoche bezeichnen Forschung und Überlieferung eine lange Reihe von Orten. Immerhin werden die meisten von ihnen z. B. der Gottesberg bei Bochow nahe Großkreutz, eine Sakralstätte bei Schwetig a. O., am Baalensee bei Fürstenberg a. h., bei Lindow, beim havelländischen Marzahne kaum mehr als örtliche Bedeutung besessen haben. Allgemeines Ansehen aber ge­nossen die Tempel zu Prenzlau, Jüterbog, havelberg und vor allem zu Branden­burg. hier, im hauptorte des Havellandes, hatte der Triglavkult seinen Mittel­punkt für die westlichsten Slawen, während das Vorhandensein eines zweiten kon­kurrierenden Triglavheiligtums zu Prenzlau nicht als unbedingt erwiesen gelten kann. In Jüterbog ward Jutrebog angeblich auf demTanzplatz" verehrt, und havelberg rühmte sich seines Gerowit. Als Otto von Bamberg 1127 auf seiner Reise nach Pommern dorthin kam, beging man gerade dessen Fest mit lautem Jubel ; die Wälle waren mit wehen­den Fahnen geschmückt und Maienbäume auf­gerichtet.

Schon unter Karl dem Großen hatte inzwi­schen das Germanentum feine alte an die Slawen verlorene Stellung im Osten wiederzugewinnen begonnen. Allein so wenig Karls Politik auf dauernde Unterwerfung dieser Völker zielte, so wenig dachte er, der eben erst mit größter Blühe der Sachsen Herr geworden war, schon an die Christianisierung der wenden; und auch sein Freund Alkuin vermochte mit allem Eifer für solche Ideen keine Gegenliebe bei ihm zu erwecken. Missions- versuche , vom Kloster Korvey in der Mitte des 9. Jahrhunderts unternommen, scheiterten bald, hinterließen aber insofern eine Erinnerung, als der Swantowitkult der Name des Gottes soll aus dem Slawischen nicht zu erklären sein eine entstellte Verehrung des bei den Korveyer Mönchen vorzugsweise gefeierten Sankt Vitus ge­wesen zu sein scheint.2) Auch Heinrichs I. praktischem Sinn lag weit mehr die Unter­jochung als die Bekehrung der Slawen an, und erst sein tiefreligiös veranlagter großer

1) Neben Giesebrecht vgl. vor allem Moden: Die Götter des Wendenlandes und die Art ihrer Verehrung (Märkische Forschungen III,

2) Guttmann H5S.

Abb. 4- DerTanzberg" bei Jüterbog.

Aufnahme von vr. Reichhelm.