Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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Sohn Otto I. ergriff den Missionsgedanken mit Wärme und Leidenschaft. Allein trotz Massentaufen hielt wahrhaft christliches Wesen nicht Einzug bei den Slawen, zumal da neben den Kirchen der neugegründeten Bistümer havel- berg ( 9 H 6 ) und Brandenburg ( 9 ^ 8 ) nur etliche christliche Kapellen für die sächsischen Garnisonen in dem besiegten Lande bestanden haben werden?) Dann fegte der große Wendenaufstand von 983 auch diesen leichten Firnis völlig weg, die Bischöfe aßen das Brot der Verbannung, und auch erneute Missionspredigt des mutigen Ein­siedlers Günther und ihm folgender Mönche aus dem Böhmerwald richteten im 1s. Jahrhundert bei den Liutizen herzlich wenig aus.

Indes allmählich ward die politische wie religiöse Widerstandskraft der Wenden trotzdem gebrochen. Die fortgesetzten Offensivstöße der Deutschen ließen sie nicht zur Ruhe kommen, und besonders fiel die Zersplitterung des wendischen Heiden­tums in zahllose Lokalkulte gegen sie ins Gewicht. Überdies war wenigstens bei den Elbslawen gerade der Adel längst mit dem sächsischen Nachbaradel versippt und da­her in steigendem Maße ins christliche Lager übergegangen. Als nun vollends Pommern durch Otto von Bamberg dem Christentum gewonnen war, das die Polen schon einige Generationen früher angenommen hatten, da verloren die märki­schen Wenden auch in ihrem Rücken den religiösen Anhalt. Verstärkt setzte der deutsche Ansturm jetzt ein: der entschlossene Askanier Albrecht der Bär erhielt die Altmark, setzte sich in prignitz und Havelland fest und lenkte alsbald einen Siedler­strom in diese Gebiete; auch die Kirche predigte den Kreuzzug, der 1147 die christ­lichen Kämpfer unter furchtbaren Verheerungen bis in die Uckermark führte kurz, eine wendische Position in der Mark erlag nun nach der anderen.

Selbstverständlich war es, daß zunächst die Bistümer havelberg und Branden­burg wiedercrstanden: denn die Wahl dieser Orte als bischöfliche Sitze war sicherlich einst nicht des großen Otto Laune entsprungen, sondern dem wohlerwogenen Wunsche, den heidnischen Kult in zwei hauptsitzen zu bekärnpfen. Daher ward denn vor allem der Triglavtempel auf dem harlungerberge zu einer Kirche der Jungfrau Maria umgewandelt, und diese alte heilige Stätte der Germanen und Slawen rettete also ihre Bedeutung auch in die christliche Zeit hinüber. Überhaupt erhielt der Grundsatz, daß der Sieg des Christentums den übriggebliebenen Slawen am ein­drucksvollsten an der Stätte ihrer alten Götzentempel vor Augen geführt werde, ganz allgemeine Geltung und veranlaßte die Gründung der ersten christlichen Kirchen ge­rade an solchen Plätzen. So hatte sich auch in Leitzkau, dem einstweiligen Sitz des Brandenburger Bistums vor seiner Rückkehr an die alte Gründung Ottos, der Haupttempel des Morzanergaus erhoben, so entstand alsbald in Jüterbog ein christ­liches Gotteshaus, so ward prenzlau später zum Einbruchspunkt des Christentums im Lande der durch Wildheit und heidnische Verstocktheit berüchtigten ückrer. Ja, man darf im besonderen bei Dorfgemeinden aus sehr frühzeitiger Erwähnung von Kirchen geradezu darauf schließen, daß hier der slawische Gaukult seinen Mittel­punkt besessen habe. Wohl löckten die Wenden noch öfters wider den Stachel, und

9 Ebenda -N8-