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Orden, deren Blütezeit damals überall angebrochen war und die in den östlichen Koloniallanden eine große Aufgabe erwartete.
Freilich faßten nicht mehr die älteren Orden von St. Benediktus' Regel hier jetzt Fuß; ihre Zeit war vorbei, da sich in ihren Klöstern die frühere Zucht gelöst und wirtschaftlicher Biedergang die ehemalige Wohlhabenheit derart erschüttert hatte, daß die Benediktiner auch aus finanziellen Gründen neuen Unternehmungen sern- bleiben mußten?) Aber die jungen Orden von Citeaux und Prémontré, die Zisterzienser und Prämonstratenser, denen die Wiederherstellung der
alten klösterlichen Ordnung gelang und die damit die Herzen eroberten, traten nun für die Koloniallande in die Lücke und wußten ihren Namen für alle Zeit gerade mit deren Geschichte zu verbinden.
Erst 29 Jahre nach seiner Gründung war der Zisterzienserorden auf deutschen Boden verpflanzt und stieg auch dann zunächst nur langsam empor, bis ihm die überlegene Persönlichkeit des Zisterziensers Bernhard von Clairvaux die Bahn zu schnellem Vordringen ebnete.
Auch in den Wendenlanden schien der Orden kostbare Zeit verloren zu haben, da inzwischen die Prämonstraten- ser2n ) hier schon feste Wurzel geschlage hatten. In Brandenburg und Havelberg walteten um P50 zwei hervorragende prämonstratenser, Wigger und Anselm, des bischöflichen Amtes, und sie hatten bei den ihnen unterstehenden Kapiteln die Regel des heiligen Norbert, ihres Ordenstifters, einzuführen verstanden. Allein der Fortgang entsprach nicht dem Beginn: nach Norberts Plänen hätten sich die prämonstratenser vornehmlich der predigt und Seelsorge widmen sollen, und da es ihnen im allgemeinen nicht gelang, in den städtischen Zentren Fuß zu fassen, so wurde gerade dieses Ziel verfehlt. Deshalb brachte es der Orden kaum noch zu weiteren Erfolgen. Von der sehr späten Schöpfung eines zweiten Brandenburger Prämonstratenserkonveuts durch Friedrich II. abgesehen, gelangte nur das 1180 von Jerichow aus besetzte uckermärkische Gramz o w zu einiger Bedeutung. Das um (230 von dem Markgrafen gestiftete
1) Hauck: Kirchengeschichte Deutschlands IV (Leipzig 1902), 2>2sf.
2) Über die Prämonstratenser s. besonders: Fr. Winter: Die Prämonstratenser des 12. Jahrhunderts und ihre Bedeutung für das nordöstliche Deutschland (Berlin t8SS).
Abb. s. Klosterruine Gramzow.
Aufnahme von Hofphotograph F. Alb. Schwartz-Berlirr.