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Bahnbrechend aber wurden die Zisterzienser hauptsächlich für die Gartenwirtschaft. Dem Wendenland war Gemüse- und Obstbau unbekannt gewesen; für die Mönche aber, denen ihre Regel Fleischgenuß verbot, lag seine Einführung im eigenen Interesse. So brachten denn bereits die ersten Ankömmlinge Sämereien und Pflanzen mit, und bald stellte sich ihr Klostergarten als Lehrmeister gleicher Anlagen in der Nachbarschaft dar. Nicht minder führte der Orden die pflege der Reben ein, und trotz aller Ungunst des Himmels blühte fortan jahrhundertelang der märkisch Weinbau; schon s sstO ist bei Lehnin ein Weinberg nachweisbar.
Zum landwirtschaftlichen Betrieb gesellten sich Gewerbe und Industrie. Man stellte besonders Tuche und Schuhzeug her und wußte ihnen trotz entgegenstehender städtischer Privilegien vielfach auch Absatz auf dem Lande zu verschaffen. Zinna legte später bei Saarmund eine Salzsiederei an, und Mönche desselben Klosters entdeckten die Rüdersdorfer Kalkberge und begannen ihren Abbau. An Ausnutzung der Wasserkräfte in der Mark hatte nie ein Wende gedacht; sie wurde — wie das freilich die Lage ihres Besitzes in meist wasserreichen Niederungen bis zu gewissem Grade bedingte — geradezu Besonderheit der Zisterzienser. Zinna z. B. nannte im s5. Jahrhundert zwölf selbstangelegte Wassermühlen sein eigen. Endlich flicht auch die Tatsache, daß in den zahllosen von ihnen erworbenen Seen rationelle Fischzucht eingeführt wurde, den arbeitssamen märkischen Bernhardsjüngern nicht das kleinste Ruhmesblatt.
Gewaltig stieg durch solche Regsamkeit der Reichtum unserer Zisterzienserklöster, und unermüdlich nutzten sie ihn zur Eröffnung neuer Arbeitsfelder. Hier schenkte ihnen etwa der Markgraf ein Gebiet, wo es Sumpf und Wald Erträge abringen hieß, dort erweiterte das Kloster selbst durch Ankauf seinen Besitz, indem es teils benachbarte Bauern auskaufte, teils neues Grundeigentum in oft weiter Ferne gewann. Zinna z. B. ward um 1240 von dem Markgrafen mit großem Landbesitz bei Strausberg begnadet und rundete ihn allmählich dermaßen ab, daß ihm in dortiger Gegend 587 Hufen mit t I Wirtschaftshöfen gehörten. Auch Thorin und Lehnin erwarben in der Neumark weite Strecken, Lehnin dazu noch Gebiete bei Hangelsberg und im Teltow; nicht minder verfügte Dobrilugk in größerer Entfernung über ausgedehnten neuen Besitz, hauptsächlich zwischen Senftenberg und Calau. Selbst landfremde
Zisterzienser lockte die Mark zu Grundankäufen; so arbeitete lange vor Neuzelles Gründung das schlesische Kloster Leubus um Buckow, Müncheberg und Fürstenberg a. O., und Kloster Pforte setzte sich im Storkowischen fest, um diese Erwerbungen freilich später an Neuzelle abzutreten. Die Bewirtschaftung solches entlegenen Besitzes erfolgte von Ackerhöfen, sogenannten Grangien aus, und das Kloster selbst ordnete einige Mönche in ein „Fe ldkloster" inmitten eines größeren Komplexes ab; anders als die Tochterklöster blieben diese demnach stets unselbständige Teile des aussendenden Klosters. So stiftete z. B. Zinna für seinen Straußberger Besitz das Feldkloster Kagel und arbeitete von hier aus weiter; als spater die Mönche von Kagel die Kalkberge entdeckt hatten, wurde auch die Wirtschaftszentrale nach Rüdersdorf verlegt.
Auf diesen entfernten Gütern trat nun freilich an Stelle der Eigenwirtschaft